Hallo,
ich war gestern in meiner Selbsthilfegruppe nicht "bipolar". Wir waren zu sechst. Jeder an einem Tisch. Es wurde so sehr gelüftet, dass ich mit Mantel die ganze Zeit sitzen blieb. Wir hatten einen enormen Abstand zueinander. Wir haben dann abgesprochen auf die Maske zu verzichten. Dann kam noch eine von uns.
Eine Bekannte von uns sprach ohne Maske. Dann kam ich dran, ich wollte gerade anfangen zu reden als ich unterbrochen wurde von der letzten die zu uns stieß, ich solle meine Maske aufsetzen. Ich fragte sie warum Sie das nicht meiner Vorrednerin gesagt habe? Daraufhin stürmte sie aus dem Raum und ging nach Hause.
Danach war betretens Schweigen. Ich weiss ja nicht wie es Euch geht aber mir geht dieses ganze übertriebene Szenario gehörig auf die psychische Gesundheit. Ich habe kaum geschlafen heute Nacht. Es ist auch so, dass ich jetzt einige Jahre damit verbracht habe mich für meine Erkrankung zu schämen. Ich war relativ selbstbewusst vor der Manie. Danach geplagt von Ängsten und Schuldgefühlen mutierte ich zur ängstlichen Maus.
Jetzt erobere ich mein Terrain langsam zurück und bekomme heftigen Gegenwind. Ich bin einfach nicht bereit mir alles gefallen zu lassen. Ich bin dann nur oft in einer großen Verunsicherung ob die Manie evtl. schon wieder auf dem Vormarsch ist. Ich traue mir einfach nicht über den Weg. Wer kennt solche Gefühlsstürme?
Diese sich ständig ändernden Maßnahmen erinnern mich an die Klinikzeit. Andere bestimmen über mich und meine Freiheit. Ja, es ist mir bewußt es geht um einen lebensgefährlichen Virus. Fakt ist um mich herum werden die Menschen immer aggressiver. Ich glaube, dass die psychischen Schäden, sei es durch Arbeitsverlust oder den Wegfall zahlreicher Entlastungsdienstleistungen etc. wesentlich höher zu bewerten sind.
Ich wünsche Euch einen schönen 3. Advent.
Turicum