Hallo zusammen,
vielen Dank erst einmal für eure Beiträge. Genau solche Aufzählungen und Erfahrungsberichte wollte ich in einem Baum mal sammeln. Natürlich sind kritische Töne auch weiterhin willkommen :-)
Mir geht es nicht um eine fundamentale Diskussion, wie ich hoffentlich rüberbringen konnte, sondern schlicht um die Thematik, wie kann ich meine Stabilität erhöhen, auch wenn drumherum scheinbar alles funktioniert? Meine Überlegungen zielen somit auf den Punkt ab, an dem die Hilfe schon maximal ist, aber ein unsicherer Alltag trotzdem gefühlt oder real vorhanden ist. Und ich ziele darauf ab, ob sich Grenzen, die im Zuge der Krankheit vorhanden sind, sich bei gleichbleibender Stabilität verschieben lassen.
Warum werfe eine solche Frage auf? Ich hatte es schon auf die Frage von Lichtblick in diesem Baum angedeutet, nach meiner Erfahrung hat alles nach derzeitigem Stand seine Grenzen, auch wenn ich die medizinsch-therapeutische Unterstützung sehr gut finde. Ich spreche von
natürlichen Grenzen, die bei Ärzten, Therapeuten und Angehörigen zum einen in der Zeit liegen, aber zum anderen gibt es Belastungsgrenzen und gerade wenn es um Psyche geht, gibt es auch soziale/empathische Grenzen. Auch die verschiedenen Medikamente haben ihre Grenzen und Nebenwirkungen. Diese Diskussion, ich meine hier nicht die Totalverweigerungsmythen, um die Medikamente vor allem hinsichtlich Wirkung und Nebenwirkungen ist hier sehr lebendig. Wenn man das grafischen darstellen würde, lässt sich keine durchgehend positive Beziehung zwischen Medikamentendosis und gesundheitliche Stabilität aufzeigen, also keine stetig steigende Gerade. Lithium ist da genauso ein gutes Beispiel wie Quetiapin. Lithium hat eine untere und obere Wirkgrenze. Die obere Grenze ist hierbei eine Toxizitätsgrenze, wo die gute Wirkung des Medikaments in eine Vergiftung umschlägt. Und Quetiapin, umbringen wird man sich damit nicht können, weil der Magen es schneller wieder auskotzt, aber irgendwann ist die Sedierung nicht mehr alltagstauglich. Und die nervenden Nebenwirkungen stellen dann auch noch eine zusätzliche Grenze auf, wo dann die Frage im Raum steht, kann ich es noch kompensieren oder macht ein Medikamentenwechsel mehr Sinn.
Zusammengefasst geht es mir einfach darum, man sollte wissen, wie sich die eigene Lage darstellt und das Umfeld im eigenen Kontext aufgestellt ist. Dies kriege ich aber nur dann effektiv hin, wenn ich dies so objektiv wie möglich machen kann. Vieles macht man automatisch, sprich unbewusst - völlig normal, wenn man gesund ist. Gerade bei einer Krankheit wie unserer, ist es enorm wichtig, viele Sachverhalte
bewusster wahrzunehmen. Wenn man das hinbekommt, dann kann man besser vorausschauend agieren (Puffer schaffen, Warnsignale schärfen, Ausweichmöglichkeiten rechtzeitig wahrnehmen, Situationen trainieren...) und vielleicht auch seine eigenen Grenzen verschieben, alte Muster aufbrechen?!?! Natürlich ist das Umsetzen von Informationen noch einmal eine Geschichte die Kraft kostet und einen Plan bedarf (anderes interessantes Thema), aber ohne eine richtige Lagebeurteilung gibt es noch nicht einmal eine Skizze vom Weg.
Die Krankheit ist richtig beschissen, aber ich hatte schon früh nach dem Zusammenbruch kein Interesse, mir meinen Alltag durch die Krankheit vorschreiben zu lassen. Logischerweise gibt es Kompromisse, aber nicht soweit, wie mein Umfeld damals annahm/wollte...daher kommen solche Ideen. Ich habe viel mit Fantasie gearbeitet, natürlich bin ich auch gegen so manche Wand gerannt...that´s life :-)
Ich würde dies alles nicht schreiben, wenn ich gesund wäre. Denn dann bräuchte ich so nicht zu denken.
viele Grüße nebulos
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 26.07.19 23:20.