Hallo,
Beispiele werde ich nicht nennen, ich bitte um Verständnis, aber letztendlich habe ich dies schon vor 17 Jahren beobachtet. Es war von mir ein ungeschickter Satz.
Allgemein habe ich im psychischen Bereich immer wieder erlebt, dass man Dinge anpackte und dann aber die Luft ausging. Nach meiner Erfahrung beachtet man den Zeitansatz für eine Implementierung zum Beispiel von wichtigen Mechanismen nicht. Es geht nicht von heute auf morgen, wir reden bei der bipolaren Störung von einer Festigung über mehrere Jahre. Des Weiteren fehlt nach meiner Erfahrung auch, bildlich gesprochen, eine Anleitung, wie man bestimmte Verhaltensmuster in sich aufbauen kann. Die wird eher individuell sein. Die einfache Variante, zu sagen: "Dies musst du machen" greift einfach zu kurz, weil jeder Eingriff in den Alltag erst einmal eine Belastung darstellt. Und Belastungen werden nur solange geduldet, wie man dafür die Kraft und Kompensation hat. Und da sind Strategien gefragt. Die pure Aufklärung gibt erst einmal nur den Ist-Zustand wieder, der aber nicht zu unterschätzen ist.
Bei der bipolaren Störung sehe ich die grundsätzliche Problematik, dass die Verhaltenstherapie Probleme mit der Krankheit oder im Zuge der Krankheit aufdecken und besprechen kann. Man kommt möglicherweise noch auf den Alltag zu sprechen, aber wie ich schon oben andeute, der Zeitraum, den man zur Festigung braucht, ist eher länger anzusetzen. Ich denke, dass es viele schaffen, aber andere kippen wieder um.
Warum hat mir die Verhaltenstherapie nicht geholfen? Einzelne lose unregelmäßige Gespräche mit einer Therapeutin waren ganz hilfreich, weil wir uns eben darüber unterhalten haben, wie man die Krankheit und den Umgang damit visualisieren und damit greifbar machen kann. Dies ging aber nur, weil es die Konstellation in einem Ärztezentrum ermöglichte - Zufall. Ansonsten war es die klassische Variante, wo einfach... ich habe nichts davon behalten und glücklicherweise auch nicht darauf gehört, denn dann wäre meine zweite berufliche Laufbahn abgestürzt. Sorry, ich bin heute noch stinksauer auf den damaligen Rat in einer kritischen Situation, falsche Lagebeurteilung seitens des Fachmanns.
Mir hat es dann auch notgedrungen Spaß gemacht, diese Thematik anders aufzuschließen mit Modellen aus anderen Fachgebieten, nicht Medizin...das war halt mein Ding.
Ich möchte hiermit betonen, dass ich weder Ärzte noch Therapeuten oder bestimmte Therapien und Angebote (Psychoedukation) hinterfrage, ich finde sie im Gegenteil sehr wichtig! Aber das Leben mit der bipolaren Störung findet im Alltag, also im ungeschützten Raum statt. Hier braucht es aus meiner Sicht Disziplin/Mechanismen, die selber keine Belastung darstellt, um anderen Belastungen standzuhalten. Sowas baut man sich aber nicht in kurzer Zeit auf. Aus meiner Sicht stellt hierbei die Zeit eine systembedingte Limitierung für die Medizin/Therapie dar.
Was ich hier beschreibe ist letztendlich eine Hypothese von mir. Wenn sie widerlegt wird, dann akzeptiere ich es. Die bisherige Ressonanz zeigt auch in diese Richtung, dass dieses Thema eine untergeordnete Relevanz hat. Es ist okay.
Viele Grüße nebulos