Hi Alex,
wir sind ungefaehr im selben Alter und bei mir hat man auch relativ spaet diagnostiziert, dass ich bipolar sei.
Ich glaube ich kann gut nachvollziehen wie es dir geht.
Ich hatte in der Vergangenheit haeufig wechselnde Beziehungen. Es hat lange gedauert bis ich herausfand warum dem so war. Es hatte nichts mit den Frauen per se zu tun, aber mit dem was jede neue Frau in mir ausloesen konnte - Verliebtheit - so dachte ich, aber es war eher eine (hypo-)manische Episode, in der ich unheimlich fokussiert das Objekt der Begierde umgarnen konnte.
Einhergehend mit diesem Gefuehl fand eine Idealisierung der Frauen statt. Ich denke mir manchmal der Zustand will sich selbst verstaerken und aufrechterhalten also kann nur eine Idealisierung die unheimliche Energientfaltung rechtfertigen, die man als Bipolarer in einer manischen Phase aufbringen kann.
Die Energie oder die anfaengliche Verliebtheit ist nicht unendlich und wenn sie abnimmt, dann geht das mit einer gewissen Ernuechterung einher die Raum laesst, Raum fuer Gedanken, auch negative, die den Zustand gar verkehren wollen. Vielleicht ist das auch ganz natuerlich - weil hey, wer kann schon sein ganzes Leben lang Romeo sein?
Sehr viele Maenner (auch Frauen) entwickeln eine Art Eifersucht auf die romantische Vergangenheit ihrer Partnerin. Ich glaube der quasi-Fachbegriff lautet Rebecca-Syndrom. Typische Gedanken koennten sein:
Was wenn das mit uns gar nichts besonderes ist?
Was ist wenn sie ihren vorhergehenden Partnern mehr Zuneigung (oder auch nur die gleiche) entgegenbrachte?
Vielleicht bin ich nur einer von sehr vielen und ich - Idiot - glaubte an die grosse Liebe?
Was ist ihre Zuneigung wert, wenn sie so leicht zu haben ist?
So oder so aehnlich kann es gehen. Wenn dich dieser Gedanke trifft, diese rueckwaerts durch die Zeit reisende Eifersucht und du noch genug (manische) Energie in dir hast, dann trifft es dich wie ein Blitz. Vielleicht verspuerst du sogar einen leichten Druck auf der Brust und die wirst im nu zum Privatdetektiv, wieder mit unglaublicher Bestimmtheit und Fokus. Du wirst keinen Halt machen, bis du nicht was gefunden hast, was deine Partnerin in deinen Augen diskreditiert und das ist sichere Sache.
Was mir sehr geholfen hat ist gleich a priori vom "schlimmsten" auszugehen bzw. dessen Moeglichkeit nicht auszuschliessen und diese zu akzeptieren - das mag deine Verliebtheit etwas maessigen aber es hilft. Man soll die Vergangenheit ruhen lassen und darin liegt echte Ueberlegenheit. Man kann sogar drueber philosophieren ob so etwas wie "die Vergangenheit" ueberhaupt existiert.
Die Tatsache, dass deine Partnerin genau in dem Moment mit dir Zeit verbringen will ist eine wirkliche Auszeichnung - denk da drueber nach.
Ich weiss wie hart das ist Alex, aber ich hoffe meine Erfahrung hat irgendetwas an Wert fuer dich, wenn auch nur die Tatsache, dass du nicht allein bist.