Hallo Stehaufqueen,
wenn die Manie aufhört, geht ja die Krankheit weiter. Dann kommt eine Depression und unbehandelt fängt danach alles von vorne an. Vier Jahre Beziehung mit Zusammenwohnen: So wie Du das beschreibst, hast Du die Krankheit sehr genau kennengelernt.
Und auch erlebt, dass Du nichts ändern kannst.
Immer wieder schlage ich ihm vor, dass ich ihn unterstütze und auch gerne mit den Ärzten reden kann, da wenn er wieder in eine "manische" Phase (ich weiß ohne Diagnose ist es wahrscheinlich falsch sie so zu nennen) kommt eine total gestörte Selbstwahrnehmung hat. Leider traut er sich dann nicht in die Klinik und hat doch wieder so Angst vor der Diagnose. Ich drängen ihn nicht, sage ich komme jederzeit mit, wenn er möchte, es muss jedoch von ihm kommen. Wie kann ich ihn besser unterstützend es endlich abklären zu lassen?
Falls er mal zuhören kann, könntest Du sagen, dass er die falsche Angst hat. Das würde ich nicht so formulieren, aber:
Die Krankheit macht ihm alles kaputt, nicht die Behandlung, von der nichts weiß. Würde diese Krankheit behandelt, hätte er die Chance, dass sich sein Leben zum Besseren wendet.
Meines Wissens gibt es bipolar Erkrankte, die ohne Behandlung viel getrunken haben. Das war auch ein Weg, mit diesen Stimmungsschwankungen fertig zu werden. Mit Medikamenten konnte sich dann etwas ändern.
Man kann auch nicht sagen, dass jeder mit Medikamenten aufhört zu trinken. Aber: Wie sich sein Leben ändert, weiß er
mit Behandlung und nicht ohne.
Was von ihm kommen könnte: Er will die Krankheit nicht mehr, er will behandelt werden.
Das kommt aber oft erst, wenn wirklich alles schrecklich geworden ist. Wenn er keine Wahl mehr hat.
Jedenfalls keine, die Du ihm ermöglichst.
Du hast seine Krankheit sehr genau beschrieben. Du weißt, was das ist. Würde ich an Deiner Stelle nicht weiter mitmachen.
Die Kurzfassung seines Lebens ist doch: Alles wird durch die Krankheit bestimmt.
Jedes mal kam er ein paar Tage später wieder angekrochen und sagte er liebt mich doch und er möchte nach Hause und das sei der Alkohol.
Das würde ich ihm wegnehmen. Gemeint ist: Er kann nicht zu Dir zurück, weil Du nicht da bist.
Wenn sich etwas ändern kann, dann durch eine Behandlung. Und das geht dann nicht schnell. Da kannst Du nicht drauf warten. Vor allem deshalb nicht, weil Du für diese alten Kreisläufe stehst. Ob Du irgendwas in Richtung Behandlung bewirken kannst: Ich weiß es nicht.
Aber Du kannst räumlich weg sein, nicht zu erreichen und falls dann wieder dieses "er liebt Dich doch" kommt, dann sagst Du: Falls das stimmt, fängt er an mit einer Behandlung und bleibt da dran. Und ansonsten glaubst Du ihm nicht.
Du sagst das, was er nicht hören will und bleibst dabei. Du lässt Dich nicht bequatschen. Du sagst: Krankheit und besonders auch für Dich unverschämtes Verhalten hattest Du genug. Mehr davon nimmst Du nicht.
Ob er sich dann behandeln lässt, kannst Du vermutlich nicht beeinflussen. Das musst Du akzeptieren.
Auf jeden Fall ist Deine Richtung klar: Vielleicht nimmst Du ihn mit Behandlung zurück.
Kann man jetzt ja auch nicht wissen.
Aber das, was Du hattest, nimmst Du nicht zurück. Damit hilfst Du weder ihm noch Dir.
Viele Grüße
Cornelia