Hallo du,
naja, es ist zwar so, dass er lieb ist und sein kann, aber ich bin trotzdem immer am „Retten“. Wenn ihn etwas stresst, geht er sofort hoch. Ich will das nicht, also nehme ich ihm alles ab - Ein Teufelskreis, denn er lernt dadurch, dass er durch Aufregen bekommt, dass ich ihm etwas abnehme. Und so habe ich sein Verhalten verstärkt und immer mehr Verantwortung übernommen für sein Leben.
Mir ist immer klarer geworden, dass das nicht geht und dass er mir nicht die Stabilität gibt, die ich brauche. Die habe ich in MIR. Die sollte mir niemand anders geben müssen, aber was ich nicht ertrage, ist sich ständig zu fragen, wie er drauf ist, was für Probleme er hat…
Vielleicht sind das im Vergleich zu dir Kleinigkeiten. Aber ich habe eine Ausnahmesituation hinter mir und bin total am Limit. Und ich habe einen extrem anspruchsvollen Job. Daheim will ich nur runterfahren, Positives, mich ablenken. Manchmal kommt auch die Trauer wegen der Todesfälle hoch. Zusätzlich noch die Lasten eines anderen zu tragen, das schaffe ich dauerhaft nicht. Dann gehe ich kaputt.
Er läuft halt schon Jahrzehnte mit seinem Rumgewurschtel herum.
Wir haben gestern telefoniert und ich habe mich getrennt.
Es tut unglaublich weh, weil manche Sachen trotzdem noch gut sind. Aber langfristig macht es mich kaputt. Er hat mir erst danach im Gespräch gesagt, dass er gerade beim Arzt war und sich hat krankschreiben lassen - Wieder. Wieder einen Job hingeschmissen, den er gerade begonnen hat. Ende des Jahres geht er in eine Klinik.
Dadurch habe ich begriffen, warum er so komisch war, warum er mich jetzt wieder so gestresst hat (Nicht auf Nachrichten geantwortet, dann weg, ich weiß nicht wo, …)
Er ist psychisch massiv am Ende. Eigentlich das ganze Jahr schon. Und deshalb war er so zu mir. Und auch wenn das nicht seine „Schuld“ ist - Ich schaffe es nicht. Ich hab das so oft mit durchgemacht und seine Familie ist keine Hilfe. Ich sehe, wie es war, und sehe dadurch in die Zukunft.
Wir werden das irgendwie regeln müssen, dass er auszieht… Er ist aber eher emotional und nicht rational. Auch das wird schwer. Und nachdem er (bis auf einen kleinen Ausrutscher) den Alkohol weglässst, mit dem er seine tiefen Emotionen betäubt hat, ist so deutlich, wie zerrissen er ist.
Aber das muss er einsehen und selbst verstehen.
Wie geht es bei dir?