Hallo littlesunshine,
ja, kein Problem, dass du dich zunächst an die Angehörigen gewendet hattest. :-)
Wie andere hier schon schrieben, finde ich auch, dass es leider immer recht schwierig ist, wenn jemand in einer akuten Phase ist. Da bin ich selbst (und wohl auch die meisten anderen in solchen Zeiten) äußerst uneinsichtig und "beratungsresistent". Ist man leider man sehr von der Richtigkeit und Wichtigkeit des eigenen Denkens und Handelns überzeugt, was kaum zu erschüttern ist (Meine Erfahrung).
Denke, die Einsicht, dass in manischen Phasen der Schaden den Nutzen überwiegt, war bei mir sehr wichtig. Selbst nach meiner vierten von vier manisch-psychotischen Phasen (2007, 2013, 2014-2015, 2016) war ich noch eine Zeit lang der Meinung, solche Zustände wären gar nicht so schlimm. Und es wäre folglich noch nicht mal dramatisch, wenn die Symptome wieder kommen oder sich sogar chronifizieren würden, also kein Ende mehr finden würden. Durch genaueres Hinsehen und Beschäftigung mit meinen Phasen kam ich dann aber drauf, dass ich in diesen Phasen unter Strich wirklich wenig zustande kriege und auch meinen Mitmenschen wenig nützlich bin. In Bezug auf meine Mitmenschen bin ich sogar eher das Gegenteil von nützlich. Genaues und ehrliches Hinsehen war dafür notwendig.
Ich bin seit zwei Jahren am langsamen Reduzieren meiner Medikamente und in sechs bis acht Monaten damit bei null angelangt. Würde aber langfristig Medis nehmen, wenn ich sehen würde, dass es einfach nicht funktioniert. Habe mich aber sehr viel damit beschäftigt, wie meine manisch-psychotischen Phasen entstanden sind und ich den Wiedereintritt von sowas vermeiden kann. Dabei kam ich drauf, dass ich selbst immer sehr viel zur Entstehung meiner Zustände beigetragen haben. Heute versuche ich bereits, mich im Ansatz zu bremsen, wenn ich merke, dass mein Denken in ne falsche Richtung läuft. Und versuche auch, mit meinen Mitmenschen so umzugehen, dass sie das Eintreten manischer und psychotischer Symptome nicht begünstigen.
Leben wollen ohne Medikamente bitte nicht mit Krankheitsuneinsichtigkeit verwechseln. Die Einsicht, die richtige Diagnose zu haben, ist bei mir schon da. Die Einsicht, zwingend nur mit Medikamenten leben zu können, kommt vielleicht noch.
Kenne es von mir und anderen, dass auch nach der akuten Phase noch ein gewisses Festhalten an der Richtigkeit der dort entstandenen Ideen vorhanden sein konnte. Ich glaube, dann ist es immer etwas problematisch, weil man mit einem Teil von sich glaubt, in seinen Krankheitsphasen nicht ganz auf dem Holzweg gewesen zu sein und sich ein bisschen in diesen Zustand zurück wünscht. Eine Freundin von mir sagte z. B. mal, sie habe in ihrer Psychose die Chaostheorie bewiesen. Das klang aber gar nicht wie: "Ich habe in meiner Psychose geglaubt, die Chaostheorie bewiesen zu haben und weiß jetzt, dass das weder Hand noch Fuß hatte.", sondern vielmehr wie: "Ich habe in meiner Psychose die Chaostheorie bewiesen und bin jetzt noch davon überzeugt, dass ich das getan habe."
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 22.08.18 09:31.