Auf Psychiatriepersonal bezogen denke ich, dass die Meisten gute Absichten haben und lediglich dennoch im Ergebnis oftmals sehr schlimm handeln. Oder irgendwie blind dafür sind, wie verletzend ihr Verhalten wirkt. In dem Zusammenhang fällt mir z. B. eine Oberärztin ein, die ich während meines ersten Psychiatrieaufenthalts im Jahr 2007 kennenlernte und die mit mir sprach, als ob ich ein Kleinkind wäre. Ich war damals bereits 23 Jahre alt und empfand das als total unmöglich, kann es auch im Nachhinein nicht verstehen, denn es war einfach nicht angemessen. Dann gibt es da auch noch die "Macht der Umstände", die Menschen zu irgend etwas werden lassen können. Vgl. dazu das "Stanford Prison Experiment" von Zimbardo, dass er später in seinem Buch "Der Luzifer-Effekt: Die Macht der Umstände und die Psychologie des Bösen" aufarbeitete.
Dann gibt es aber auch die Menschen, bei denen es mir echt schwer fällt, irgend ein Verständnis für sie aufzubringen. So manchen Pfleger und so manche Schwester, die ich in meinen Psychiatrieaufenthalten kennenlernte und die sich in einer Weise aufführten, die einfach nicht angemessen finde. Wo Verhältnismäßigkeit einfach fehlte.
Und bei aller Wichtigkeit von Selbstverantwortlichkeit und dem Suchen nach eigenen Anteilen daran, wie sich die Mitmenschen verhalten, sollte man da auch Grenzen kennen. Sollte man nicht alles Agieren anderer Menschen zu entschuldigen versuchen und denken: "In gleichen Umständen hätte ich genauso gehandelt." - Denn das trifft einfach nicht immer so zu.