In Berliner Psychiatrie fast zu Tode gefoltert (Erfahrungsbericht)

J
19. 08. 2018 18:58
 
Vorgeschichte: In 2011 kam ich zum ersten Mal in ärztliche Behandlung, da ich durch verschiedene Symptome Gewicht verloren hatte. Da keine organische Ursache gefunden wurden konnte, wurde mir eine „atypische Anorexie“ diagnostiziert, obwohl ich ansonsten in keiner Weise in dieses Krankheitsbild passte. Nur aus Leidensdruck und mangelns Alternativen ließ ich mich in der Klinik Havelhöhe auf eine Therapie für Essgestörte ein. Die Ärzte wollten nicht einsehen, dass der Esszwang bei mir nicht wie bei Anorektikern funktionierte, weil meine Verdauungskapazität begrenzt war. Die Aufenthalte endeten mit Vorwürfen, dass ich mich nicht auf die Therapie einlassen würde und keine Krankheitseinsicht hätte. Das Unverständnis von allen Seiten und das Stigma eines wahnhaften Magersüchtigen, durch welches sich fast alle Bekannte von mir abwendeten und ich sozial total isoliert war verschlimmerte meine Symptomatik und führte zu Suizidalität.
Aufenthalt im Theodor-Wenzel-Werk: Daraufhin wurde ich im Mai 2014 zwangseingewiesen und bekam eine Betreuerin. Der Oberarzt [Realdaten editiert - die Admins] diagnostizierte mir „Wahnvorstellungen“. Weil ich wusste, dass ich nur durch Kooperation aus der Hölle der geschlossenen Psychiatrie herauskommen würde, ließ ich mich auf die Therapie von Psychopharmaka (welche meine Leberwerte so stark verschlechterten, dass ich im September ins Krankenhaus Waldfriede verlegt werden musste und nachfolgend abgesetzt wurden) und EKT (Elektroschock-Therapie), welche einen bleibenden Gehirnschaden hinterließ. Als ich im Sommer auf die offene Psychiatrie verlegt wurde, kaufte ich mir ein Flugticket und flog auf eigene Faust nach Portugal. Das erzeugte bei den Ärzten und meiner Betreuerin große Aufregung. Weil ich dort auch nicht bleiben konnte, kam ich nach einem Monat nach Deutschland zurück. Direkt nach meiner Rückkehr wurde eine Zwangsernährung beschlossen und richterlich erzwungen. Allen war bewusst, dass es eine Bestrafungsaktion war, und keine medizinische Notwendigkeit. Nach der Rückkehr und vor dem Beginn der Zwangsernährung nahm ich sogar noch ca. 2,5 kg Gewicht zu. Ich war schon viele Jahre in diesem untergewichtigen Zustand gewesen, hatte aber gute Blutwerte und war mobil genug, um mit Rucksack in Portugal und davor drei Monate in der Karibik zu reisen. Ich bin eine sehr antiautoriäre Persönlichkeit, ein ausgesprochener Gegner von Schulmedizin und zeigte immer sehr deutlich, dass ich die Diagnose nicht anerkannte und das Recht der Ärzte und der Betreuerin, mir meine Freiheit zu nehmen. Die Trinknahrung, welche man Untergewichtigen gibt, hatte ich immer abgelehnt und als „Gift“ bezeichnet, als ehemaliger Rohköstler war ich sehr gesundheitsbewusst. Außerdem hatte ich die Erfahrung gemacht, dass mein Körper (raffinierten) Zucker und synthetisches Protein seit meiner Rohkostzeit nicht mehr metabolisierte, was für die Ärzte eine Bestätigung meiner Wahnhaftigkeit war. Niemand hätte ernsthaft glauben können, dass durch eine monatelange ausschließlich künstliche Ernährung über eine Sonde meine Depression heilen würde. Auf meine Bitte die künstliche Nahrung wenigstens oral als Trinknahrung einnehmen könnte ging man nicht ein. In meinem Hungerzustand war es eine zusätzliche Folter den ganzen Tag kein Geschmackserlebnis zu bekommen. Mir wurde eine PEG-Sonde gelegt, die sich in den ersten Tagen entzündete und ich für zwei Wochen auf die Intensivstation mit einer Bauchfellentzündung (Mortalität 30%) musste. Weil ich das synthetische Protein nicht metabolisierte, verheilte die Narbe nicht, ich hatte noch monatelang oft unerträgliche Schmerzen und musste noch zweimal zurück auf die Intensivstation. Alternativ bekam ich nachfolgend die Sondennahrung zum Trinken unter Aufsicht. Ich bekam anfangs aber nicht die übliche Trinknahrung, sondern zucker- und geschmackslose Sondennahrung. Nach ca. 12 Tagen wurde mir davon so schlecht, dass ich hätte erbrechen müssen und verweigerte es, woraufhin ich fixiert wurde und eine Magensonde bekam. Da ich in diesem Zustand noch schneller Gewicht verlor, erlaubte man mir Trinknahrung mit Geschmack. Gleich von Beginn an verlor ich kontinuierlich Gewicht und meine Blutwerte verschlechten sich dramatisch. Ich musste wochenlang Antibiotika bekommen, was nachhaltig meine Darmflora zerstörte und ein jahrelanges extremes Durchfallproblem bewirkte. Ich bekam eine Eins-zu-Eins Betreuung, was aber auch nichts änderte. Auch unter dem Pflegepersonal gab es Sadisten, die wenigsten waren verständnisvoll. Als ich nach über drei Monaten nur noch 42 kg wog (bei 192 cm Körpergröße), kaum noch laufen konnte, und wie ein Zombie aussah, beschloss man meine Entlassung als „austherapiert“. Der Chefarzt nannte mich den schlimmsten Fall von Depression, den er in seinem Leben erlebt hatte. Da alles, was ich vorrausgesagt hatte, eingetroffen war, stand in meinem Entlassungsbrief, dass ich „nicht wahnhaft“ wäre.
Als ich Anfang 2016 ins Charité Benjamin Franklin kam, ließ man mir dort mehr Freiheiten und ich nahm in kurzer Zeit mit regulärem Krankenhausessen 20kg zu. Aber auch dort verstand man lange Zeit mein Krankheitsbild nicht, was zu vielen Konflikten führte. Erst im Herbst 2017 wurde die Diagnose von „Anorexie“ auf „somatoform“ korrigiert und ich wurde nicht mehr wie ein Essgestörter behandelt. Dort versuchten mich Ärzte und Psychologen davon zu überzeugen, die Geschichte einfach zu vergessen, keiner hatte Interesse an einem Skandal, außerdem äußerte ich auch sehr viel (berechtigte) Kritik an dem Therapiekonzept der Charité. Ich hatte vor einem Jahr ein paar Gespräche mit einer TWW Psychologin, in denen ich [Realdaten editiert - die Admins] als Psychopathen bezeichnete. Kurz danach wurde mir ein psychiatrischer Gutachter geschickt, der mich „krankhaft geistig gestört“ und „geschäftsunfähig“ einstufte, ein offensichtlicher Versuch mich zu diskreditieren. Kein anderer Arzt war jemals dieser Meinung gewesen und auch der Richter entschied sich gegen das Gutachten.
Als Folge bin ich im schwerwiegend körperlich geschädigt, unvorstellbar psychisch traumatisiert, führe ein sozial isoliertes Leben und bin finanziell von meinen Eltern abhängig.

Die Ärztekammer prüft jetzt pro forma intern meinen Fall, wird mir aber nicht die Ergebnisse mitteilen und ich bezweifele, dass es Konsequenzen haben wird, und auch die Ärzte aus der Charité sind nicht bereit, mir ein Gutachten auszustellen, dass ich fehlbehandelt wurde. Es scheint gegen die Ärzteethik zu verstoßen, gegen Kollegen auszusagen.
Ich habe an einige Tageszeitungen geschrieben, erwarte mir aber nicht allzuviel davon, so systemkritisch sind die Massenmedien nicht.
In einer Spiegel-Rezension über den neuen Film „Mad To Be Normal“ wurde Antipsychiatrie mit RAF-Terroristen assoziiert.
Ich habe sehr radikale Ansichten und die heutige Schulmedizin mit der NS-Medizin verglichen, in welcher sehr viele Ärzte Nazis waren und der Rest Mitläufer, die es schweigend tolerierten, und die Euthanasie-Ärzte nach dem Krieg von ihren Kollegen gedeckt wurden. Eine flüssige synthetische Ernährung (notfalls rektal) ist eine bewährte CIA Foltermethode, besonders für jemanden wie mich, der es als das Gift, was es ist, erkennt. Mit Elektroschocks wurden oft politische Dissidenten und Nonkonformisten gefügig gemacht. Mein Widerstand und „fehlende Krankheitseinsicht“ war der „Beweis“ für meine Wahnhaftigkeit.
Kann mich jemand an alternative Medien verweisen, die über diesen Fall berichten würden? Oder Webseiten, auf denen ich meinen Erfahrungsbericht veröffentlichen kann?
Ich plane eine Klage gegen die Verantwortlichen im TWW. Es ist nicht nur ein sadistischer Oberarzt, das gesamte Personal wusste, dass die Zwangsernährung eine Bestrafung war. Disziplinierungsmaßnahmen für rebellische Patienten sind an der Tagesordnung in Psychiatrien und werden als gerechtfertigt angesehen. Im Nachhinein ist natürlich allen die katastrophale Fehlbehandlung bewusst. Selbst die Psychologin, der ich keine bösen Willen unterstelle, oder Ärzte in der Charité, welche das große Unrecht erkannt haben, hätten nicht den Mut, Stellung zu beziehen, aus Angst um ihre Arbeitsstelle.

Ich würde gerne Kontakt mit anderen Psychiatrie-Opfern aufnehmen, besonders welche, die Erfahrung mit einer Klage haben. Kann mir jemand einen Rechtsanwalt empfehlen?
Die Menschenrechtsverletzungen der Psychiatrie müssen an die Öffentlichkeit kommen,
Ich bin kein Einzelfall, die wenigsten Opfer sind in der Lage sich zu wehren und meistens ist der Machtmissbrauch auch nicht so eindeutig und beweisbar wie bei mir.
Ich bin einer der größten Gegner des gesamten Gesundheitssystems, (ich halte auch Psychotherapie in vielen Fällen für emotionale Gewalt), und würde gerne aktiv werden, damit sich etwas ändert.



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 19.08.18 21:39.
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In Berliner Psychiatrie fast zu Tode gefoltert (Erfahrungsbericht)

J 2431 19. 08. 2018 18:58

Re: In Berliner Psychiatrie fast zu Tode gefoltert (Erfahrungsbericht)

tschitta 675 19. 08. 2018 22:08

Re: In Berliner Psychiatrie fast zu Tode gefoltert (Erfahrungsbericht)

J 459 24. 08. 2018 18:28

du scheinst ein schlauer Junge zu sein...

dry 543 24. 08. 2018 19:12

Re: In Berliner Psychiatrie fast zu Tode gefoltert (Erfahrungsbericht)

tschitta 443 24. 08. 2018 21:17

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Wesker 709 20. 08. 2018 09:27

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J 409 24. 08. 2018 18:43

Re: In Berliner Psychiatrie fast zu Tode gefoltert (Erfahrungsbericht)

dino 541 20. 08. 2018 09:27

Bundesverband Psychiatrie-Erfahrener e. V. könnte eventuell weiterhelfen...

Sozialarbeiter84 558 20. 08. 2018 10:25

Re: Bundesverband Psychiatrie-Erfahrener e. V. könnte eventuell weiterhelfen...

J 383 24. 08. 2018 18:53

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J 339 24. 08. 2018 18:46

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dino 607 20. 08. 2018 11:00

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J 403 24. 08. 2018 18:56

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Susa 566 20. 08. 2018 12:15

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Mixed States 460 22. 08. 2018 22:27

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hanitas 476 22. 08. 2018 23:39

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J 770 24. 08. 2018 19:20

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YingYang303 496 25. 08. 2018 10:26

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J 408 27. 08. 2018 09:31

Kernzwergs..

tschitta 389 27. 08. 2018 10:25

Re: Kernzwergs..

J 356 27. 08. 2018 20:41

Re: Kernzwergs..

tschitta 289 27. 08. 2018 20:49

Re: Kernzwergs..

tschitta 317 27. 08. 2018 21:24

Re: Kernzwergs..

J 329 28. 08. 2018 13:26

Re: Kernzwergs..

dino 417 28. 08. 2018 16:59

Idiokratie

J 467 28. 08. 2018 20:06

Re: Kernzwergs..

tschitta 505 28. 08. 2018 22:51

Re: Kernzwergs..

J 341 28. 08. 2018 13:21

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tschitta 595 27. 08. 2018 10:20

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abcd 371 27. 08. 2018 18:42

Re: In Berliner Psychiatrie fast zu Tode gefoltert (Erfahrungsbericht)

J 317 27. 08. 2018 19:46

Manche Menschen sind durchaus auch einfach "böse"

Sozialarbeiter84 367 28. 08. 2018 04:45

Re: In Berliner Psychiatrie fast zu Tode gefoltert (Erfahrungsbericht)

tschitta 330 28. 08. 2018 08:39

Re: In Berliner Psychiatrie fast zu Tode gefoltert (Erfahrungsbericht)

J 397 28. 08. 2018 13:32

Re: In Berliner Psychiatrie fast zu Tode gefoltert (Erfahrungsbericht)

tschitta 465 28. 08. 2018 14:26



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