Hy Siri,
ich hab zum Glück nicht so ausgeprägte "Hoch-Symptome", ansonsten kommt mir vieles bekannt vor.
Auch (und besonders) diese Zweifel "was bin ich, was die Erkrankung"
Ich bin letztes Jahr auch noch nicht richtig überzeugt von der Diagnose gewesen, dachte, ich sei halt so, kannte mich überwiegend nicht anders. Es ging mir allerdings ziemlich dreckig und ich bin an einen Psychiater geraten, der wohl Ahnung von Bipolar zu haben scheint. Zumindest hatte er bei mir sofort eine gemischte Episode erkannt.
Ich ihm nicht geglaubt, wollte nicht krank sein, war in diesem Zustand sonst auch arbeiten und kannte es nicht anders.
Zum einen hab ich mich dann über Medikamente informiert, zum anderen hat er mir auch die Infos gegeben, mit mir besprochen, was Sinn machen kann, was weniger usw.
Im Endeffekt hab ich es fast als Experiment gesehen. Zum Teil wollte ich ihm auch beweisen, dass seine gestellte Diagnose nicht stimmen kann. Also hab ich die Medis genommen (in der Annahme, später "schadenfroh" sagen zu können, hat nicht gewirkt, also bin ich nicht bipolar - ja, ich weiß, dass das kindisch war und ich denke so auch nicht mehr)."Dummerweise" und zum Glück (besonders unter dieser Eingangsvorraussetzung) war ich nach 3 Tagen aus dem Tief überwiegend raus, ich konnte wieder klarer denken, Gedanken rasten nicht mehr so. Stimmung war plötzlich besser. Fast wie ein Schalter, der umgelegt wird.
Ich merke jetzt erst so richtig, wie instabil ich die ganzen Jahre war. Mir fehlte aber auch der Vergleich, da ich nie (ok, vllt als Kind) wirklich stabil war.
Ich steh vor der gleichen Aufgabe, nämlich erstmal rauszufinden, wer und wie ich bin. DAs kann ich aber erst jetzt, vorher war ich gar nicht in der Lage dazu, hatte keine Energie, konnte nicht vernüftig denken, hatte wenig Bezug zu mir.
Ich hab immer mal wieder Zweifel, aber tief im Innersten weiß ich, dass an der Diagnose was dran ist (v. a., da mein PT sehr skeptisch war, als ich ihm das mit dem Psychiater erzählte. Bis er mich über die Zeit mit mehreren "Phasen" erlebte.)
Versuch einfach erstmal, das ganze als Arbeitshypothese zu sehen. Wenn dir aber ein Fachmann das ganze bestätigt, dann wäre es das sinnvollste, sich auf die Behandlung einzulassen. Bis dahin kannst du dich ja noch weiter über die Erkrankung, Medikation usw informieren.
Jetzt geht es vllt alles noch irgendwie, aber mit der Zeit kann es bleibende Veränderungen geben. Umso wahrscheinlicher, je öfter und länger diese Episoden dauern.... Meine Konzentration ist immer noch nicht wieder richtig zurück, Exekutivfunktionen auch sehr eingeschränkt.
LG
Kessy