Hallo in die Runde,
und danke für die Aufnahme! :)
Ich weiß, dass hier niemand eine medizinische Ferndiagnose durchführen kann, aber ich würde gerne eure Einschätzung hören.
Seit ich mich erinnern kann, bin ich (w, 33) extrem melancholisch. In allem sehe ich die Vergänglichkeit der Dinge, jeden Tag sehe ich als einen weiteren Tag in Richtung Tod. An manchen Tagen komme ich morgens kaum aus dem Bett, schaffe es nicht zum einkaufen zu gehen. Dann wiederum fühle mich oft haltlos und streuner wie getrieben durch die Gegend und betäube mich mit Alkohol und Sex, Fressanfällen. Dann kann es auch extrem selbstzerstörerisch werden, inklusive selbstverletzendem Verhalten und konkreten Selbstmordgedanken. Das verrückte ist oft: Von einem Tag auf den anderen kann sich mein Stimmungsbild komplett ändern. Und damit meine ich wirklich komplett. Ich erinnere mich zwar noch daran, dass ich gestern alles sinnlos gefunden habe und erstarrt in der Ecke lag, aber ich FÜHLE es nicht mehr. Dann zweifel ich oft an mir selbst und meinen Gefühlen, weil ich ihnen offensichtlich nicht trauen kann. Ich weiß eigentlich gar nicht, wie ich bin, was mein wahres "ich" ist. Zusätzlich zu diesen "Zuständen" gibt es manchmal seltene Phasen, in denen ich extrem "hyper" bin. Dann schlage ich morgens die Augen auf und fühle mich, als hätte mir jemand über Nacht irgendeinen Wachmacher verabreicht. Dann will ich am liebsten sofort losziehen, weggehen, tanzen, trinken und irgendeinen Typen abschleppen (was ich dann meistens auch tue). Oft bekomme ich dabei einen richtigen Workflow und Kreativitätsschub, sitze dann bis spät in die Nacht am Schreibtisch und schreibe. Durch meine "Feierlaune" stürze ich in diesen Phasen leider meistens mit viel Alkohol und Bettgeschichten wieder ab. Obwohl ich mir eigentlich etwas ganz anderes wünsche, nämlich eine feste Partnerschaft, und mir das Gefühl, ausgenutzt worden zu sein, sehr zusetzt. Aber wenn ich so aufgekratzt bin, hab ich so einen starken Drang nach Sex, fühle mich unwiderstehlich und attraktiv, während ich in den "down"-Phasen (die sehr viel länger dauern) mich manchmal regelrecht hasse, mich hässlich und nicht liebenswert finde. Aber diese ganz extremen Gute-Laune-Phasen sind sehr selten, vielleicht 3x im Jahr.
Da mir diese extremen Stimmungsschwankungen (down - neutral - hyper) auch infolge von wenigen Tagen doch zu schaffen machen, habe ich meine dritte Therapie aufgenommen (vorher war ich wegen Krankheit und Depression in Therapie) und die Psychologin war sich nach vier Sitzungen sicher, dass ich eine bipolare Störung hätte. Jetzt bin ich doch etwas baff, dachte ich bisher doch immer, ich SEI einfach so. Ein etwas extremerer Mensch, der sehr intensiv in beide Bereiche fühlt und ausschlägt, mit Hang zum depressiven.
Ich wäre sehr dankbar, eure Gedanken dazu zu lesen! Vor allem, da sie bereits von Medikamenten sprach...
Danke schön,
Siri
