Guten Morgen Foris,
innerhalb des ersten Vierteljahres in meiner neuen Heimat tobt nach Tagen mit heftigem Regen der zweite Orkan ums Haus.
Es rappelt und klappert erneut überall. Für die Jahreszeit sei das in dieser Region normal, habe ich gelesen.
Da hilft nur, es sich drinnen gutgehen zu lassen.
Warm eingepackt sitze ich in meinem Ohrensessel, trinke ein Glas frischen Ingwertee mit Honig und lese.
Eine Geschichte hat mich heute morgen besonders berührt.
Ich schreibe sie nachstend auf.
Am Ende
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(nach 1. Könige 19, 4-15)
Einst, in Tagen lange vor unserer Zeit, da legte sich morgens, als die Sonne schon hoch am Himmel stand,
Elia in den Sand, um zu sterben.
"Ich kann nicht mehr", sagte er, denn er konnte nicht mehr.
An diesem Morgen kam ein Engel und stellte Brot neben ihn und einen Krug voll frischen Wassers.
"Steh auf und iss". Elia öffnete ein Auge und sah das Brot und sah den Krug und aß und trank.
Dann drehte er sich um und legte sich wieder zur Erde.
Aber der Engel berührte ihn ein zweites Mal: "Steh auf und iss, denn du hast einen weiten Weg vor dir."
Da stand Elia auf und ging vierzig Tage und vierzig Nächte, er ging durch die Wüste, weit, weit durch die Wüste ging er.
Die Leere war seine Begleiterin. "Komm in meine Arme", lockte sie ihn, aber Elia widerstand. Am vierzigsten Tag,
als eine Ewigkeit vorbei war, gelangte er an einen Berg. "Auch das noch", seufzte Elia. "Wie soll ich da hinauf?"
Er fand eine Höhle, die bereit war, ihn zu bergen, und weil es schon spät war, legte sich Elia nieder.
"Elia, was tust du hier?" Es war Gott, der sprach.
"Ich habe getan, was ich konnte. Ich habe gehofft, was zu hoffen war.
Ich habe gebetet bis zum Ende meiner Worte. Wo warst du?"
"Geh hinaus", sagte Gott. "Ich bin da."
Elia ging hinaus. Da kam ein Sturm, der toste und tobte und erschütterte die Welt.
"So", dachte Elia. "So muss es sein."
Aber im Sturm war nicht Gott.
Dem Sturm folgte ein Beben, dass die Erde zitterte.
"So", dachte Elia, "so muss es sein."
Aber im Beben war nicht Gott.
Dem Beben folgte ein Feuer, greller als alle Lichter des Himmels.
Aber auch im Feuer war nicht Gott.
Dem Feuer folgte ein leises, sanftes Wehen.
"Kehr um und geh in dein Leben."
Und Elia ging, getragen von einem Hauch.
* * *
(aus "Soviel du brauchst", Sieben Sachen zum besseren Leben,
von Susanne Niemeyer (wiedergegeben mit dem Einverständnis der Autorin))
Mit herzlichen Grüßen,
besonders an alle, denen es im Moment nicht so gut geht,
Deborah