Hallo Milla,
ich schreibe gerne mehr über Finnland und die finnischen Winter.
Das ganze Land, auch der Süden Finnlands hat mich von Anfang an sehr für sich eingenommen.
Zumal wenn es einem gelingt, über die doch recht gewaltige Sprachbarriere zu klettern, öffnen sich noch einmal ganz neue Türen.
Zu Anfang ging alles Sprachliche überwiegend auf Englisch, welches die Finnen so gut beherrschen, dass es beinahe eine zusätzliche Barriere bildet, die eigentliche Landessprache zu lernen.
Aber ich war da ehrgeizig und bin ewig lange mit einem großen Stoffbeutel herumgelaufen. Darin zwei große Wälzer: Das Wörterbuch Finnisch - Deutsch und ein zweites in umgekehrter Richtung.
Wölfe sind mir dort nie begegnet, allenfalls die Spuren, wobei ich da nie ganz sicher war.
Aber wir lebten soweit ab, zum nächsten Dorf waren es 25 km, dass Elche, Rentiere, Füchse und auch Vielfraße zu den unmittelbaren Nachbarn zählten.
Zahlenmäßig waren sie den zweibeinigen Nachbarn auch weit überlegen, manchmal durchaus auch in den Umgangsformen.
Fest bewohnte Hütten oder Häuser gab es außer uns im Umkreis von mehreren Kilometern nur drei.
Im Sommer dann noch ein paar Sommerhäusler zusätzlich.
***
Der Sommer mit seinem nie endenden Licht hat seine eigene Magie.
Bei mir hatte es allerdings die Wirkung, dass mir diese besondere Zeit zum Schlafen zu schade war, zumal im finnischen Norden bereits Ende Juli mit den ersten Nachtfrösten gerechnet werden muss. Nicht selten erfroren uns die Blaubeeren, bevor sie noch so richtig reif geworden waren.
So ganz abstrus war mein Gefühl somit gar nicht, dass mir der Winter sozusagen immer mit im Nacken saß.
Wenn man dann noch erlebt hat, dass die großen Seen - unserer war 10 km lang - erst im Juni richtig auftauen, ist die Badesaison recht kurz;)
Die Winter sind zwar ganz anders, aber nicht weniger schön.
So eine Stille wie dort, so ein Sternenzelt ohne städtisches Streulicht, die Nordlichter, die in grün und rot über den Himmel ziehen - all dies lässt sich nicht wirklich mit Worten beschreiben.
Es klingt dann kitschig, obwohl es das überhaupt nicht ist.
Als ich das erste Mal gemalte Bilder von den Lichtspielen am nordlappländischen Himmel sah, hielt ich die wilden Farben in Orange und Türkis bis Pink für malerische Phantasie. Aber es gibt sie dort wirklich.
Bezogen auf meine bipolare Störung wirkte sich Finnland aber über viele Jahre als eine Art Katalysator aus. Die Veranlagung hatte ich gewiss auch vorher schon, in Deutschland lebend.
Wobei ich natürlich nicht wissen kann, wie sich das bei mir entwickelt hätte, wäre ich einfach in Deutschland geblieben.
Da müsste man sich selber klonen, um so eine Versuchsreihe durchzuführen.
Ich bin froh, dass dies nicht geht...;)
Liebe Grüße,
Miramis
Erstmals Diagnose BS im Frühjahr 2010 , bis 2012 aufrecht erhalten und mehrfach von verschiedenen Fachärzten bestätigt. Sehr starker jahreszeitlicher Einfluss, Wohnort nördlich des Polarkreises.
In dieser Zeit keine Medikation.
2012 Rückzug nach Deutschland aus dem Ausland.
In Folge schlagartige Verbesserung der bipolaren Problematik. Keine Bestätigung der Verdachtsdiagnose BS in Deutschland. Statt dessen eher "stabile langjährige depressive Phasen" bis zum Herbst 2018:
Erstmaliges Wiederauftreten einer hypomanischen oder manischen Phase in Deutschland, Dauer drei Monate, nach Einstellung mit Quetiapin 300 mg Abgleiten in eine nachhaltige Depression, Dauer 1,5 Jahre.
Seit etwa April 2020 - nach schrittweisen und fachärztlich begleitetem Ausschleichen des Quetiapin - Beginn einer hypomanischen oder manischen Phase bis Herbst. Dann Einschleichen von Lithium.
Aktuelle Medikation: 25 mg Quetiapin Retard abends
450 mg Quilonium Retard abends