Nachtwandler schrieb:
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> Erstmal geht es mir um ein Minimum an Stress und
> der Aspekt steht für mich im Vordergrund.
Tja, auch ein Mini-Job ist eine echte Stelle, die Leistung verlangt. Ich hatte schon in zwei Stunden mehr Streß bei meiner jetzigen Arbeit als in acht Stunden bei einer anderen.
> Zum
> Zweiten bin ich jemand, der sowohl mit also auch
> ohne Medikamente relativ langsam ist. Das liegt
> meine ich weder an meiner bipolaren Störung noch
> an sonst was, sondern ist (leider) Teil meiner
> Natur.
Um herauszufinden, ob die Stelle paßt, gibt es die Probezeit. Darüber würde ich mir keine Gedanken machen.
> Obendrauf kommt eine starke
> Unsicherheit, die ich auch ausstrahle. Und infolge
> der ich bei vielen Sachen (wie dem Arbeiten als
> Bedienung oder Verkäufer in einem Geschäft)
> meine, einfach überfordert sein zu können.
Es gibt auch Stellen ohne Publikumsverkehr. Ich weiß jetzt nicht, ob Du schon mal erwähnt hast, was Du gelernt hat.
> Und in der
> Regel ist es so, dass lieber die Abgabe gezahlt
> wird, als Schwerbehinderte einzustellen.
Das ist wohl wahr. Wenn Du als Arbeitgeber glaubt, daß der Mensch mit Behinderung die Arbeit nicht richtig ausführen kann, stellst Du eben einen ohne Behinderung ein.
> Es gibt da auch noch gewisse andere Varianten.
> Meine jüngere Schwester hat auch schon mal in
> einem Unternehmen gearbeitet, wo das aufgrund
> ihrer psychischen Probleme so war, dass sie nur
> zum Teil vom Unternehmen selbst bezahlt werden
> musste. Ein anderer Teil ihres Lohns wurde
> irgendwie vom Arbeitsamt oder einer anderen Stelle
> gezahlt.
Ich hatte auch mal zwei Stellen, bei denen das Arbeitsamt einen Lohnkostenzuschuß von der Hälfte des Arbeitgeber-Nettos gezahlt hat. Dieser war befristet. Ich erhielt den Zuschuß allerdings nicht, weil ich behindert bin, sondern, weil ich langszeitarbeitslos war. Aber für Schwerbehinderte gibt es sicher ähnliches.
> Sechs Stunden lang Briefmarken
> aufkleben, Etiketten aufbringen oder Luftballons
> in einer bestimmten abgezählten Anzahl in Tüten
> zu stecken ist aufgrund der Unterforderung und des
> Mangels an Sinn schon auf eigene Art herabziehend
> und unbefriedigend.
O weh, das klingt nicht gut. Ich mache ja auch oft einfache Tätigkeiten in meinem Mini-Job wie Küchenarbeit, Briefe frankieren und Botengänge, aber es sind nur zwei Stunden am Tag.
> Ich würde mir irgendwie wünschen, dass der
> Mindestlohn wegfallen würde und Unternehmen
> Mitarbeiter einfach gerade so bezahlen könnten,
> wie sie Lust habe
Für den Mindestlohn ist so lange gekämpft worden, und das finde ich richtig, daß zumindest Ledige, die voll arbeiten, nicht zum Amt müssen, es denn sie leben in München oder Hamburg oder so.
> Denn ich gehe lieber für
> wenig Geld als gar nicht arbeiten.
Bei einer ehrenamtlichen Tätigkeit kannst Du übrigens mit einer Aufwandspauschale rechnen, die Du bis 200 Euro nicht versteuern oder anrechnen lassen mußt. Wäre das für Dich etwas, z.B. in der Verwaltung ohne Publikumsverkehr?
> Sehe dieses übervorsichtige und jedes Risiko
> scheuende Verhalten von mir natürlich auch nicht
> unkritisch.
> zugunsten meines Seelenfriedens in Kauf zu nehmen.
Ich bin auch nicht sehr risikofreudig, wenn es um die Arbeit geht. Sonst hätte ich mich damals nach dem zweiten Staatsexamen selbständig gemacht, nachdem 400 Bewerbungen nichts gebracht haben.
Ich wünsche Dir, daß Du eine gute Lösung für Dich findest und drücke Dir die Daumen.
LG
Lisa Vincenta
Weiblich, 60 Jahre, seit Ende 2002 an Bipolarer Störung erkrankt, seit 2011 an einer Ticstörung