Erstmal geht es mir um ein Minimum an Stress und der Aspekt steht für mich im Vordergrund. Zum Zweiten bin ich jemand, der sowohl mit also auch ohne Medikamente relativ langsam ist. Das liegt meine ich weder an meiner bipolaren Störung noch an sonst was, sondern ist (leider) Teil meiner Natur. Die Sache ist halt auch, dass diese beiden Sachen eng miteinander verknüpft sind. Gerade weil ich relativ langsam bin, müsste ich entweder über dem Niveau arbeiten, was ich leisten kann oder aber ein Mehr an Zeit und/oder Energie aufwenden. Obendrauf kommt eine starke Unsicherheit, die ich auch ausstrahle. Und infolge der ich bei vielen Sachen (wie dem Arbeiten als Bedienung oder Verkäufer in einem Geschäft) meine, einfach überfordert sein zu können.
Es ist durchaus so, dass Unternehmen ab einer gewissen Zahl an Mitarbeitern so etwas wie eine Schwerbehindertenquote haben, die sie erfüllen müssen. Also die Mitarbeiter zu einem gewissen Prozentsatz aus Schwerbehinderten bestehen sollen. Die Unternehmen haben dann aber die Wahl, ob sie diese Schwerbehindertenquote mehr oder weniger erfüllen oder aber wegen Nichterfüllens eine gewisse finanzielle Abgabe zahlen. Und in der Regel ist es so, dass lieber die Abgabe gezahlt wird, als Schwerbehinderte einzustellen.
Es gibt da auch noch gewisse andere Varianten. Meine jüngere Schwester hat auch schon mal in einem Unternehmen gearbeitet, wo das aufgrund ihrer psychischen Probleme so war, dass sie nur zum Teil vom Unternehmen selbst bezahlt werden musste. Ein anderer Teil ihres Lohns wurde irgendwie vom Arbeitsamt oder einer anderen Stelle gezahlt. Ich müsste aber nochmals nachfragen, um zu wissen, wer da zahlt und wie sich diese Variante nennt. Und ich weiß auch nicht, ob man das langfristig machen kann oder ob das eine Möglichkeit ist, die man nur zeitlich befristet nutzen kann.
Längerfristig wäre ein 450-Euro-Job auf jeden Fall die bessere Variante. Weniger Stunden, dafür mehr Geld und vor allen Dingen sinnvollere Tätigkeiten. Sechs Stunden lang Briefmarken aufkleben, Etiketten aufbringen oder Luftballons in einer bestimmten abgezählten Anzahl in Tüten zu stecken ist aufgrund der Unterforderung und des Mangels an Sinn schon auf eigene Art herabziehend und unbefriedigend.
Ich würde mir irgendwie wünschen, dass der Mindestlohn wegfallen würde und Unternehmen Mitarbeiter einfach gerade so bezahlen könnten, wie sie Lust haben. Denn ich gehe lieber für wenig Geld als gar nicht arbeiten. Andernfalls würde ich mich wohl auch nicht auf die Behinderten-Werkstatt einlassen. Aber wünschen kann man sich natürlich viel.
Sehe dieses übervorsichtige und jedes Risiko scheuende Verhalten von mir natürlich auch nicht unkritisch. Aber momentan... bin ich (noch) bereit, die Nachteile (unbefriedigende Tätigkeiten, so gut wie keine Bezahlung) zugunsten meines Seelenfriedens in Kauf zu nehmen.
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 15.09.18 17:20.