Liebe(r) Mixed,
ich arbeite 80% 4 Tage in der Woche in einem Großraumbüro mit ständig wechselnde Kolleginnen.
Ich bin von 2012 - 2016 4x in der Klinik gewesen und 1x in der Tagesklinik. Diagnose BS 2012.
- Ich habe bis 2016 gemeint, dass ich lediglich eine hochsensible, kreative Chaotin bin. Und dass ich auf Katstrophen plus Krankheit, Sterben und Tod in meinem Umfeld reagiere. (Habe für meine Eltern die Vollmachten gehabt und Sie beide Über Krankheit Sterben Tod begleitet) Und Freunde und Bekannte, die gestorben oder sich selbst getötet haben in der Zeit verloren) und immer wieder versucht zusätlich eine nebenberufliche Existenz aufzubauen
Habe von 2012 an 3 Wiedereingliederungen gemacht. Mir wurde auch die EU Rente empfohlen, zumindestens Teilrente. Ich habe bis dahin im ständig wechselnden Schichtdienst im Großraumbüro, mit ständig wechselnden Kollegen gearbeit. Und mich dabei selber sehr unter Druck gesetzt 2x so gut zu sein und immer einzuspringen, wenn jemand fehlte.
Da ich zusätlich auch noch Tinnitus und Hyperakussis ( extreme Lärmempfindlichkeit) plus ein Schmerzsyndrom von einem Reitunfall habe, habe ich mich damit komplett überfordert.
2016 hatte mein Psychiater mich bei einem Termin in die Klinik gebracht. Weil ich mit der Arbeitssituation s.o. plus der Aussicht, dass ein völligig neues Aufgabengebiet dazu kommen sollte und der Situation mit meinem Pferd völlig überfordert war - und schwer depressiv.
Was als Krisenintervention gedacht war - entwickelte sich zu einem 8 wöchigen Aufenthalt. wo ich dann Medikamente bekam. Die hatte ich bis dahin abgelehnt. Und war bis dahin 2,5 Jahre medikamenten frei.
Ich hatte Glück bei diesem Klinikaufenthalt. Ich hatte eine engagierte Ärztin, die meinen ganzen Problemwust auf 2 Themen packte - Arbeit und Pferd und alles andere erst mal hintenanstellte. Sie machte mir immer wieder Mut, dass Angst Schuld Scham Ohnmacht Hilflosigkeit Suizidalität Symptome der schweren Depression wären und nicht die Realität.
Und ich hatte einen Oberarzt,der sich Zeit nahm und mir in einem 2 Stündigem Gespräch die Krankeneinsicht und Akzeptanz nahe brachte.
Zwischendurcht waren Betreuung und Rente auch wieder ein Thema - aber auf jeden Fall endgültig aus dem Schichtdienst rauszugehen.
[]ganz langsam... kam die Krankheitseinsicht. Nach 8 Wochen hatte ich in ersten Gesprächen mit meinem Arbeitgeber, regelmäßige Dienste vereinbaren können. Dann sollte ich noch in die Tagessklinik, was ich nicht wollte (wollte wieder arbeiten, Geld verdienen um mein Pferd weiter versorgen zu können und nicht völlig abhängig zu werden) Mein Arzt hat mir dann klar gesagt, dass ich an der Tagesklinik nicht vorbei käme um stabiler zu werden. Nach weiteren 8 Wochen Tagesklinik habe ich ihm dann meine Wiedereingliederungsvorstellung auf dem Tisch gelegt und wollte nach 14 Tagen Wiedereingliederung wieder
normal arbeiten - er hat schallend losgelacht und mich mit einem termin 5 Tage später ziehen lassen- Bei dem Termin habe ich sehr kleinlaut die Wiedereingliederung auf 4 Wochen verlängert.
Da in der Zwischenzeit sich in der Teamzusammensetzung etwas verändert hat und ein Teil meiner Kolleginnen gegen mich Front gemacht hatten - hat mein Teamleiter sich entschlossen mir ganz feste Dienste an 4 Tagen die Woche zu geben. Ich fand es furchtbar, weil es mich noch mehr in die Ausssenseiterposition gebracht hat.
Heute weiss ich, dass zu diesem Zeitpunkt 8 Sachen zusammenkamen, die dafür gesorgt haben, dass ich seit 2 Jahren relativ stabil bin - keine Episoden - Achterbahnfahrten ja - aber ohne Zusammenbrüche.
Ich habe Krankeneinsicht - das erste Mal - und lese seitdem alles über BS was ich finden kann - und zwar als Betroffene. Ich, die abolute Medikamentengegnerin nehme Medikamente und rüttle daran auch nicht, mein Arzt, und ich hatte während der Klinik von Freunden Unterstützung ich habe eine VH Therapie gemacht und ich habe die ganz feste Struktur als absolut hilfreich empfunden. Wenn die ersten Monate auch von den Kolleginnen her sehr hart waren. Ohne die 8 Dinge wäre ich
sofort wieder in meine Muster gefallen.
Heute arbeite ich 80% und habe gerade die Struktur wieder etwas flexibler gestaltet - mache jetzt auch wieder wechselnde Dienste und gelegentlich Wochenende, wenn Kollegen fehlen. Aber keine spätdienste mehr.
Ich hätte nie gedacht, dass ich es schaffe wieder so arbeiten zu können und bin sehr dankbar dafür.
Entschuldigt bitte, dass der Text so lang geworden ist
Liebe Grüße
Nalu