Turicum schrieb:
> Ich möchte nicht immer an meine Krankheit denken
> müssen, sondern einfach das machen, was andere
> auch so machen
Liebe Turicum,
auch ich möchte nicht immer bei allem und jedem an meine Krankheit denken. Doch habe ich nicht den Anspruch, alles so machen zu können wie andere das tun. ich vergleiche mich nicht mit "gesunden", belastbaren.... Menschen. Ich sehe meine Grenzen, und ich weiß, was mich überfordert, mir nicht gut tut und was ich meide.
Als mein damaliger Psychiater starb und ich diesen Verlust betrauerte, war ich einige Wochen später mit meinem Freund im Stadion. Dort war ich früher schon ab und an mal- doch bei diesem mal war es Reizüberflutung, ich konnte die Lautstärke nicht ertragen und bin in der Halbzeit nach Hause- damit hatte ich nicht gerechnet. Will damit sagen, ein und dieselbe Sache kann mal so und dann wieder ganz anders laufen.
Manches entwickelt sich im Laufe der Jahre, Empfindsamkeiten können zunehmen. Früher konnte ich in der Adventzeit locker in das große Einkaufszentrum gehen. Das letzte Mal dass ich das im Dezember versuchte, endete direkt nach der Eingangspforte, ich drehte auf dem Absatz und ging sofort wieder raus.
Das wäre vor Jahren kein Thema gewesen. Aber nun ist es so wie es ist. Warum soll ich mich Dingen aussetzen, die mir nicht gut tun. Ich kann es lassen und es fehlt mich nichts - trotz alledem.
Es gibt auch Dinge, die ich bedauere. Ich bin nicht mehr in größeren Gruppen von Menschen, die ich nicht kenne ( z.B. fühle ich mich bei einem Geburtstag, wo ich niemand anders kenne als das Geburtstagkind super unwohl mit den fremden anderen Gästen) und deshalb nehme ich daran nicht mehr teil
Ich würde es furchtbar bedauern, wenn ich nicht mehr zu meiner Freundin nach Frankreich reisen könnte, falls ich die Reise nicht mehr bewältigen könnte.
Dass du dich den Reizüberflutungen aussetzt , um mit deinem Sohn gemeinsame Unternehmungen zu machen finde ich beachtlich, die Frage ist nur, wie lange du das so kannst.
du erwähnst auch nicht umsonst, dass du nach wie vor in der Trauerphase bist. Und da ist die Vulnerabilität bestimmt anders als normalerweise. Wäre vielleicht gut, das zu berücksichtigen.
Alles Gute für dich
liebe Grüße
Irma