Re: Austausch mit Partner/innen von bipolar Erkrankten

13. 01. 2023 19:01
Guten Abend zusammen,

mein Beitrag ist nun schon fast drei Monate her und ich dachte, vielleicht berichte ich mal darüber wie es weiterging. Bitte entschuldigt, dass ich Euch nicht dauernd auf dem Laufenden gehalten habe. Mir als Angehörige (und das kann ich auch den übrigen Angehörigen raten) tut es gut, mich nicht ständig und dauernd mit dem Thema BS auseinander zu setzen. Natürlich sollte man seine Augen vor dem Thema nicht verschließen, aber tagtägliche Verhaltensbeobachtung und Bewerten jeder Situation tut beiden Beteiligten nicht gut. Zumindest ist das meine Meinung.

Insgesamt war mein Mann "nur" drei Wochen in der Klinik, wovon zwei Wochen stationär stattfanden und die dritte Woche ambulant. Im Vergleich dazu, was ich im Forum hier gelesen habe, was das dann doch relativ wenig. Dies spricht vielleicht dafür, dass mein Eingreifen doch rechtzeitig war. Der Lithiumspiegel war bei Aufnahme in die Klinik unten und bei Entlassung wieder im Normbereich. In der ersten Woche in der Klinik wurde die Symptomatik erst einmal noch schlimmer, darüber hatte ich oben berichtet. Seine Manien switchen wohl gerne in Richtung Psychose... Durch die Einnahme von Lithium in Kombination mit Risperidon war die Psychose nach ca. einer Woche weniger und er war quasi "nur" noch manisch. Zumindest so meine Wahrnehmung.
Er ist nach den drei Wochen auch direkt wieder arbeiten gegangen; die Ärzte haben ihm davon abgeraten, aber er wollte unbedingt. Er hat es auch durchgezogen und der Alltag hat sich wieder eingependelt.

Ab Mitte / Ende November hat man dann gemerkt, dass seine euphorische Stimmung nachlässt. Er war weniger gesprächig, hat etwas verwaschen gesprochen. Er hat selbst zugegeben, dass er merkt, dass das Dopamin in seinem Gehirn aufgebraucht ist. Das Risperidon, was einen ja von der Manie runterholt, hat er dann im Laufe des Monats Dezember wieder ausgeschlichen, nimmt also derzeit morgens und abends Lithium. Seinen Alltag hat er dennoch normal bestritten, d. h. Arbeit, Sport und Freunde treffen. Genau in seinen Kopf reinschauen kann ich derzeit nicht, aber ich merke, dass das aktuelle Tief nicht ganz so dramatisch ist. Schlafen tut er nach eigener Aussage gut. Das Lithium nimmt er aufjedenfall vorbildlich ein und darüber bin ich heilfroh. Ich habe einige Beiträge von Angehörigen hier gelesen, die um einiges "dramatischer" sind. Das heißt, ohne Krankheitseinsicht, ohne regelmäßige Medikamenteneinnahme, Verlust von Arbeit, Freunden, Geld.... Das ist nochmal eine andere Hausnummer. Da ich selbst nicht stabil bin, ist so eine Phase (auch wenn er Behandlungseinsicht hat) für mich absolut kräftezehrend und wahrscheinlich altere ich in dieser Zeit um Jahre. Ich will mir nicht vorstellen, wie es das wäre, wenn er nicht zugänglich wäre und sein Leben an die Wand fährt. Ich hoffe so sehr, dass das so bleibt.

Ein Tipp für Angehörige. Tut euch selbst etwas gutes. Ich habe mich mit Freundinnen verabredet, war wandern, shoppen, habe mir eine Massage gegönnt, war in der Sauna und und und. Der Patient muss nicht dauerhaft im Gedankenfokus stehen, das haben mir auch die Stationsärzte empfohlen. Ansonsten steht man das echt schwer durch. Mir hat das zumindest sehr geholfen, jeder ist da aber natürlich individuell.

Und zu dem einen Beitrag, dass meine Geschichte nicht echt sein kann... Ich habe mich bei meinen Erzählungen doch sehr auf die Fakten beschränkt und dies klingt wahrscheinlich etwas karg. Dazu ist mein Mann von Natur aus ein ruhiger Mensch, hat ein ruhiges Gemüt. Wäre er vom Charakter her schon uneinsichtig, vorlaut und aufbrausend, wäre eine Manie wohl noch schwerer aufzuhalten. Und ich glaube, unterbewusst hat er auch da gemerkt, dass etwas nicht stimmt. Vor Freunden und Bekannten hat er sich bisher immer noch "zusammenreisen" können. Gerade drei Tage bevor er in die Klinik ging, waren wir noch alleine mit Nichte und Neffe unterwegs und wenn ich im Nachhinein darüber nachdenke, war er da unauffällig. Dadurch, dass wir die Kids alleine hatten , war auch eine gewisse Verantwortung mit verbunden.

So genug geschrieben....

Nochmals vielen herzlichen Dank für eure Beiträge und Antworten.

Ich wünsche Euch alles Gute!

Schnuppi
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Schnuppi2116 2361 16. 10. 2022 10:27

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Miramis 569 16. 10. 2022 11:36

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Schnuppi2116 448 17. 10. 2022 08:24

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Friday 592 17. 10. 2022 09:10

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Schnuppi2116 486 18. 10. 2022 12:44

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Friday 400 18. 10. 2022 13:16

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Saschanie 381 20. 10. 2022 19:31

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Susa 419 20. 10. 2022 21:39

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Dobby 522 29. 10. 2022 14:50

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Schnuppi2116 231 13. 01. 2023 19:01

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kinswoman 229 13. 01. 2023 19:42

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Schnuppi2116 239 13. 01. 2023 20:24

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Sarahh 213 14. 01. 2023 14:33

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Susa 215 14. 01. 2023 15:55

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Irma 186 14. 01. 2023 19:09

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Susa 464 14. 01. 2023 19:33



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