Austausch mit Partner/innen von bipolar Erkrankten

16. 10. 2022 10:27
Guten Morgen zusammen,

Wie die Überschrift es schon sagt, bin ich nicht selbst bipolar erkrankt , sondern mein Mann.

Die Diagnose wurde ihm erst mit 38 Jahren gestellt.

Er war tatsächlich bis er 37 Jahre alt war, psychisch unauffällig und meiner Meinung nach auch gesund. Nach zwei aufeinanderfolgenden Schicksalsschlägen rutschte er zuerst in eine tiefe Depression und wurde entsprechend mit AD während eines stationären Aufenthalts eingestellt. Ein halbes Jahr später (genau in der Woche im März 2020, als klar war dass Corona „etwas größeres“ wird (vermutlich hat ihn das gerriggert), war er so manisch , dass ich vor Überforderung den Krankenwagen gerufen habe. So etwas hatte ich vorher bei weitem nicht erlebt (er war gar nicht mehr zugänglich und hat von übernatürlichen Kräften gesprochen). Die Tage davor waren schon seltsam, weil er plötzlich unnötige Sachen eingekauft hat und nachts nicht geschlafen hat mit dem Argument „du schläfst ja für mich mit“. Er ist aber ohne Widerstand mit den Sanitätern mitgegangen und kam wieder in die Klinik. Da erst wurde die Diagnose BS gestellt. Er wurde dann auf Lithium eingestellt und seit zweieinhalb Jahren hatte er keine Krankheitsphase mehr. Letztes Jahr hatten wir groß kirchlich geheiratet und er war stabil und alles lief super.
Die letzten Monate hatte er dann das Lithium reduziert. Zuletzt nur noch eine halbe Tablette und zwischendurch mal gar keine. Die Woche habe ich gemerkt, dass er hypomanisch wird. Er hat viele Ausgaben getätigt, war zu energiegeladen, hat wieder nicht geschlafen… als er wieder nicht zugänglich war und man mit ihm nicht mehr reden konnte ohne dass er von Gott übernatürlichen Kräften philosophiert hat, habe ich vorgeschlagen zur psychiatrischen Ambulanz zu fahren. Das hat er direkt eingesehen. Wir sind dorthin, hatten ein Gespräch mit einer sehr netten Ärztin, die hat ihm nahegelegt, stationär zu bleiben und dem hat er zugestimmt.
Zum Glück ist mein Mann ein von Natur aus ruhiger Typ und auch sehr einsichtig. Er arbeitet ganz normal Vollzeit und hat einen GdB von 40. Er hat seit der letzten Phase vor zweieinhalb Jahren keinen einzigen Krankenheitstag auf der Arbeit. Irgendwie hatte ich die Hoffnung, dass die erste Phase vielleicht eine Einmalige war….
Größere Katastrophen sind in dieser Phase nicht passiert, der Aufenthalt ist gerade noch rechtzeitig. Das haben auch die Ärzte dort gesagt.

Jetzt sitze ich jedoch hier und mache mir Vorwürfe , warum es soweit kam. Ich bin selbst nicht stabil und leide unter leichten Depressionen, bin deshalb in Behandlung. Die letzten Wochen/Monate war ich etwas betrübt, unzufrieden, dauernd am meckern… obwohl es keinen Anlass gab. Vielleicht hat ihn das in die nächste Manie geführt…
Oder es war die anstehende Reise, die ich jetzt absagen bzw. verschieben musste. Es wäre eine größere Reise gewesen (Afrika). Allerdings sind wir schon immer viel gereist (Bali, Thailand, Mittelamerika), sowohl vor als auch während der Krankheit. Auch während den letzten zwei Jahren sind wir mehrfach geflogen und gefahren. Daher weiß ich nicht, ob dies der Hauptgrund für die Phase war. Vielleicht eine Mischung aus verschiedenen Sachen…

Wie geht ihr als Angehörige bzw. Partner damit um? Macht ihr euch auch Vorwürfe ?
Ist ein Klinikaufenthalt in jeder Phase notwendig oder schafft man es auch so ? Ich habe mir ihn zwei Tage angeschaut und dann direkt in die Klinik gebracht. Sonderlich ausdauernd war das jetzt nicht. Das zeigt mir wieder, dass ich überhaupt nicht belastbar bin und die Verantwortung nun an die Ärzte und Therapeuten dort abgegeben habe.
Über ein wenig Austausch würde ich mich sehr freuen.

Sorry für den langen Text. Ich musste meine Gedanken gerade mal etwas verschriftlichen.

Vielen Dank und liebe Grüße

Schnuppi
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Schnuppi2116 2357 16. 10. 2022 10:27

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Miramis 568 16. 10. 2022 11:36

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Friday 591 17. 10. 2022 09:10

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Schnuppi2116 484 18. 10. 2022 12:44

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Irma 185 14. 01. 2023 19:09

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Susa 462 14. 01. 2023 19:33



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