Es ist nun schon eine ganze Weile her, seit ich deinen Beitrag gelesen habe. Und ich habe immer mal wieder überlegt, ob und wenn ja wie ich antworten sollte.
Ich bin durchaus auch sehr medikamentenkritisch eingestellt. Zu Neuroleptika und Antidepressiva habe ich viel Kritisches gelesen und gehört. Zu Phasenprophylaktika wie Lithium und Valproinäure bislang nicht. Wenngleich es auch dazu sicher kritische Aussagen und Studien gibt, wenn man nur danach sucht.
Bin seit zwei Jahren am langsamen Reduzieren meiner Medis und in so etwa einem halben Jahr bei null angelangt. Ob es gut gehen wird, weiß ich nicht und kann mir auch mit Sicherheit kein anderer sagen können.
Manche Menschen kommen ohne Medikamente durchaus zurecht. Kenne durchaus mehrere Menschen, die den Weg ohne Medikamente erfolgreich gegangen sind.
Ich kenne aber auch Menschen, die nichts schlucken und von denen ich mir wünschen würde, sie würden es doch tun. Und Menschen, die Medis nehmen und von denen ich den Eindruck habe, sie würden zu wenig oder die falsche Konstellation nehmen. Andere, die mehrfach abzusetzen versuchten und immer wieder damit scheiterten, bis sie einsehen mussten, dass es ohne Medikamente einfach nicht geht. Und wieder andere, die es ewig komplett ohne Medikamente versuchten, wo die Krankheitsphasen dann immer wieder oder sogar von mal zu mal heftiger zuschlugen, bis sie dann einsahen, dass sie es doch mal auf dem medikamentösen Weg versuchen sollten.
Ich denke, die wenigsten Menschen nehmen wirklich gerne Psychopharmaka. Und ich meine, ein nicht geringer Teil davon versuchte bereits, es ohne Medis zu versuchen, ist dabei einmal oder mehrmals gescheitert und ist erst infolge dessen bei den Medikamenten geblieben.
Aus den genannten Aspekten finde ich, man sollte weder grundsätzlich für noch grundsätzlich gegen Psychopharmaka eintreten. Und da jedem seinen Weg lassen.
Und ich mag dir da durchaus zustimmen, dass ein riesiges Problem des heute bestehenden psychiatrischen Systems die Konzentration auf die biologische Seite und die Pharmakotherapie ist. Und die psychische und soziale Seite ebenso wichtig ist. Das ändert aber nichts an dem Umstand, dass manche ohne medikamentöse Hilfe nicht zurecht kommen. Und es akzeptieren.
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 27.08.18 18:26.