Im Grunde mag ich dir absolut zustimmen. Die Medikamente (egal ob Neuroleptika, Antidepressiva oder Phasenprophylaktika) wirken lediglich gegen die Symptome. Und viel sinniger wäre es, entweder den Mensch (z. B. mittels Psychotherapie) zu verändern oder aber seine sozialen Einflüsse zu verändern. Letzteres dadurch, dass man entweder an Beziehungen arbeitet, neue Beziehungen knüpft oder belastende Beziehungen beendet, wenn diese nicht mehr zu kitten wären.
Allerdings denke ich, dass es in manchen Fällen nicht ohne Medikamente geht. Etwa dann, wenn Symptome stärker körperlich bedingt sind. Eine Bekannte von mir dachte z. B. mal darüber nach, einen eigenen Verband auf zu machen, der für diejenigen ist, bei denen die Symptome stärker körperlich bedingt sind. Der Grund dafür ist, dass sie schrecklich davon genervt ist, dass Psychopharmaka und Psychotherapie ständig als Gegensätze einander gegenüber gestellt werden. Und das seitens mancher dann immer argumentiert wird, wer Medikamente zu sich nähme, wolle damit den leichten Weg gehen und es sich bequem machen. Hätte keine Lust, sich mit sich selbst auseinander zu setzen und mittels Psychotherapie usw. an sich zu arbeiten, um eine nachhaltige Lösung zu finden.
Die Besagte hat neulich mal wieder ihre Medikamente zu reduzieren versucht. Sie meinte aber, sie käme dann immer wieder in etwas, was sie als "Tran-Zustände" bezeichnet. Sie ist Autistin und ihr werden dann die stereotypen (sich wiederholenden) Verhaltensweisen stärker.
Von dieser Geschichte in Norwegen habe ich in letzter Zeit nun schon häufiger gehört. Weiß aber nicht, ob und in wieweit das funktionieren kann. Ich weiß z. B., dass man beim (sich auf Psychosen beziehenden) "Offenen Dialog" in Finnland auch ohne Medikamente zu arbeiten versucht. Und das in den meisten Fällen auch durchaus gelingt und sogar bessere Verläufe der Erkrankungen nach sich zieht, als dies bei den klassischen medikamenten-fokussierten Verfahren der Fall ist (Wie das hierzulande üblich ist). Aber selbst bei denen gelingt es trotz des Versuchens doch nicht immer ohne Medikamente. Siehe diese Dokumentation dazu:
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www.youtube.com]
Hab die Zahlen gerade nicht im Kopf. Weiß aber, dass sie bei einem gewissen Teil Neuroleptika geben, weil es nicht bei allen Klienten ohne welche funktioniert. Und dies, obwohl die schon sehr medikamentenkritisch eingestellt sind.