Ich war 2012 ein paar Wochen in der Psychiatrie in Malta untergebracht.
Wir schliefen in Sälen mit bis zu 16 Patienten, Bett an Bett, nur durch Nachtkästen getrennt.
Die Fenster waren vergittert. die Toiletten und Duschen völlig verwahrlost.
Da ich in der Manie kräftig eingekauft hatte, konnte ich Kosmetikartikel gegen Klopapier und hin und wieder Schokolade tauschen, die die anderen Bewohner von ihren Verwandten mitgebracht bekamen.
Es gab einen Isolationsraum, der nur eine Durchreiche hatte, mit einer Matratze und einem Klo daneben.
Mit dem wurde einem ständig gedroht.
Geduscht wurde in 5 Minuten Abständen, danach bekam man gespendete Kleidung aus der Kleiderkammer.
Es gab keinerlei Gespräche mit Ärzten, nur ein Aufnahmegespräch.
Dort wurde mir Risperdal verordnet, die Dosierung wurde nie verändert.
Nach einiger Zeit durfte ich zur Beschäftigungstherapie, dort habe ich mit anderen gestrickt und konnte etwas handwerklich arbeiten, sonst wäre ich wahrscheinlich komplett paranoid geworden.
Am Schlimmsten in meiner Abteilung war eine Frau, die von morgens bis abends nur geschrien hat, sie war halb taub und ich hab sie mal weinend angefleht, bitte still zu sein.
Gottseidank kam sie irgendwann in eine andere Abteilung.
Das Mittagessen bekam ich im Speisesaal zusammen mit der Männerabteilung, es wurde von der Küche durchgereicht, jeder schnappte sich ein Besteck und hoffte schnell genug zu sein an der Essensausgabe.
Abendessen gabs in der Frauenabteilung, da fuhr eine mit einer Art Servierwagen durch, auch hier galt die Devise, schnell sein, sonst hast du es verpasst.
Eine Freundin machte mich ausfindig und informierte meinen Sohn.
Als der mich schließlich abholte, stolperte er zuerst über eine tote Ratte gleich am Eingang des Geländes.
Als er mich gesehen hat, hat er erstmal geschluckt, ich muss sehr schlimm ausgesehen haben.
Spiegel gabs da nicht.
Ich kam dann in die deutsche Psychiatrie und es hat mehrere Wochen gedauert, bis ich das alles halbwegs verarbeitet hatte.
Zynisch war noch eine Rechnung über mehr als 2000.- €, die dann nach langem hin und her meine Krankenkasse übernommen hat.
Ich will die deutsche Psychiatrie keinesfalls hochjubeln, es gibt dort sicher auch Mißstände und Verbesserungsbedarf.
Auch dort habe ich bei anderen Patienten Fixierungen und in meinen Augen übertriebene Anwendung von Haloperidol miterlebt, aber auch sehr viel Engagement und Mitmenschlichkeit von Seiten der Pfleger, Ärzte und Therapeuten.
Die Erlebniswelt und Wahrnehmung in der Psychose ist eine andere, vielleicht empfindet der so den Ärzten Ausgelieferte vieles als Folter, was der Aussenstehende als notwendig und hilfreich erachtet ich weiß es nicht.
Ich wünsche uns allen Gesundheit und die Erfahrung menschlicher Nähe.
LG Martha