4 Wochen Phase jetzt, überwiegend depressiv, kurze manische Spitzen, dann lange tiefe Angstattacken, bis in die Notaufnahme.
1 Jahr gings mir dank Lithium gut.
1 ganzes Jahr!!! So was hab ich vielleicht 3 mal in meinem Erwachsenenleben erlebt in den letzten 30 Jahren.
Es macht sich eben bezahlt, daß mich die Ärzte und Therapeuten gründlich versaut haben.
Übriggeblieben ein Monster. Zerstörte Persönlichkeit.
Achja, die Psychotherapeuten:
Mein jetziger (der 20.ste vielleicht insgesamt, all meine Kliniktherapeuten mitgezählt in all den psychosomatischen Rehas)
hatte gestern nichts besseres zu tun, als mit mir ernstlich eine Diskussion anzufangen darüber, daß ich meine jetzige Phase
(nach einem überwiegend stabilen Jahr) doch bitte nicht "Rückfall" nennen soll?
Das sei doch die Sprache der "Psychopathologie".
Und meine Phase hätte doch einen konkreten Auslöser gehabt (Mobbing).
"Hä ?!" - hätte ich da nur noch sagen wollen. Wie soll man so ein Rezidiv denn sonst nennen?
Hätten Sie's lieber auf Lateinisch?, dachte ich noch.
Oder wäre es bei einem Alkoholiker, wenn er mit Anlaß wieder säuft, dann auch kein Rückfall? Oder wie?!
Nach der alten Werbe-Parodie: Ich trinke Jägermeister, weil mein Dealer zur Zeit im Knast sitzt!
Und gibt's unter Therapeuten denn wirklich nur Vollidioten?
Als ich in der Sitzung völlig verwirrt war, nur noch stottern und stammeln konnte (wie so oft im StressI)
fragt der "Verhaltenstherapeut" mich doch tatsächlich: "Was hindert Sie denn am Sprechen?"
Das fragt der mich!!!!
Ich konnte unter Aufbietung meiner letzten Kräfte
leider nur noch antworten: "Ähm...j.....a...hm...chh....hmhmhm ... äh......."
Das war doch eigentlich schon eine lustige kleine Komödie.
Nur, in einer guten Komödie kann der, über den gelacht wird, selten selber lachen.
Der Punkt ist bei mir im Moment:
Ich war überhaupt nicht darauf vorbereitet, daß meine gute Phase nach einem Jahr
ganz abrupt zuende sein könnte.
Ich habe nämlich mal das gemacht, was mir 20 oder 25 Jahre immer gepredigt wurde:
Ich habe einfach mal bloß noch Hoffnung gehabt.
Und meine Frau mit mir. Sie tut mir so unsagbar leid.
Die Arme. Die Liebe. Die unglaublich Tapfere.
Wir hatten Pläne gemacht. Auch sie fängt an,
die Pläne und die Hoffnung zu begraben.
Ja, und jetzt stürzt also auch meine Hoffnung ein.
Mein Haus stürzt ein, Trümmer landen auf Kopf.
Und dann ich eingequetscht wie zwischen Baum und Borke:
Habe keinen Mut mehr, wieder weiter nach vorn zu schauen, zu hoffen,
nach dem Motto: Auch diese Phase geht vorbei, und dann geht es wieder und weiter aufwärts.
Habe aber auch keinen Mut, die Hoffnung ganz aufzugeben und mich einzurichten
im kärglichen kranken Rest meines Lebens...
Kein Mut hierfür, keiner dafür.
Ich stecke fest. Und alles tut weh,
und in mir nur Verzweiflung, Einsamkeit, Angst.
Wie all die Jahre vorher.
Alles beim alten.
Alex
PS: Zu den unangenehmsten Einsichten nach so einem kranken Leben gehört,
wenn man mit 50 feststellt, daß man ein enormes Reifedefizit hat
aufgrund dieser immer länger und schwerer werdenden Phasen in all den Jahrzehnten.
Man hat ja kaum Erfahrungen gemacht, außer, daß man wie Fliege in Bernstein
oder Maus in Spiritus immer nur in seinen Depressionen festgefroren war.
Und wenn in großem Maße Lebenserfahrung fehlt,
fühlt man sich, und vor allem: Benimmt man sich
eben mit 50 oft so unreif wie mit 15.
Forever Young. Nein, das ist nicht witzig.
Man erlebt das als sehr sehr beschämend.
