Ich muss ehrlich gestehen, dass ich der Identifikation mit einer psych. Diagnose kritisch gegenüber stehe. Es bedeutet für mich eine Einengung der Persönlichkeitswahrnehmung. Oftmals übernimmt man die Auffassungen anderer bzw. die, die in der Gesellschaft vorherrschen und überträgt sie auf sich. Das passiert umso leichter, da man Verhaltensweisen an den Tag legt, die außerhalb der wünschenswerten Norm liegen, woran andere Anstoß nehmen.
Für mich gesprochen kann ich sagen, dass es mir ganz gut gelingt mich anzupassen. Das allerdings erst nachdem ich in einem Zeitraum von mehreren Jahren mehrmals Krankheitsepisoden erlebt habe. Das waren teilweise Ereignisse von desaströsem Ausmaß, weshalb ich jetzt erleichtert bin scheinbar das richtige Medikament und den richtigen Arzt gefunden zu haben. Ich merke aber wie ermüdend es sein kann einfach nur zu funktionieren, weil es von einem erwartet wird oder wenn man es pathetisch formuliert, weil die Gesellschaft sonst zusammenbräche, wenn es noch mehr unserer Art gäbe.
Und da bin ich wieder bei der Identifikation. Auch ich denke manchmal in Kategorien wie - die psychisch Kranken - und - die anderen Gesunden -. Dabei hat jeder Mensch gesunde und kranke Anteile. Es kommt immer auf die Ausprägung an und wie sehr es einem in der Alltagstauglichkeit hindert. Das führt zu der Frage, die sich auch J stellt. Will ich in so einer "verkommenen Gesellschaft" erfolgreich sein? Ich denke er bezieht sich beispielsweise darauf das hierzulande materielle Werte einen höheren Stellenwert haben als ideelle.
Wir sind alle nicht grundlos erkrankt. Sich damit differenziert auseinander zu setzen erscheint mir der sinnvollste Weg.