Ich weiß, es ist eine menschliche Tendenz das eigene Leiden zu überbewerten. Und sicherlich gibt es Menschen, die noch mehr als ich gelitten haben. Den Ausmaß meiner Qualen kann ich natürlich nicht mitteilen, welche unzähligen körperlichen und seelischen Faktoren jahrelang zusammenkamen.
Für den Chefarzt, der bestimmt schon zehntausende depressive Patienten erlebt hatte, bezeichnete mich als den schlimmsten Fall von Depression seines Lebens. Ich war zeitweise zu schwach, um auch nur meinen Kopf hoch zu heben.
Es ist unmöglich für andere, alles nachzuvollziehen, um meine Vergangheit aufzuarbeiten und mich von der Stigmatisierung zu befreien (kann sich jemand ein schlimmeres Stigma als "wahnhafter Magersüchtiger" vorstellen?), muss ich an die Öffentlichkeit gehen und klagen.
Auf deine Frage, wie ich mein Erleben mit dem von anderen vergleichen kann, will ich ein Beispiel für meine Hypersensivität geben:
Bei einer Ayahuasca-Zeremonie nahm ich die gleiche Portion wie ein anderer Teilnehmer, welcher absolut nichts spürte und sehr enttäuscht war. Ich dagegen hatte am nächsten morgen stundenlang die extremsten Vergiftungserscheinungen, nicht nur ich dachte ich würde daran sterben.