Hallo Wesker,
deinen Beitrag finde ich ziemlich vernünftig und stimme generell zu. Ich bin nicht dogmatisch gegen alle Medikamente, es gibt Ausnahmen für alles, manchmal können Medikamente Leben retten. Auch gibt es Situationen, wo man Menschen vor sich selbst schützen muss, nur glaube ich nicht, dass Psychiater in der Position sind, entscheiden zu können, wann es angemessen ist und es gibt sanftere Methoden als die Fixierung.
Es gibt auch Situationen, wo Schmerzmittel angebracht sind. Ich hatte so starke Schmerzen, dass ich so sehr mit Schmerzmittel vollgepumpt werden wollte und man nur zu dem Schluss kam, ich wollte nur Theater machen und mir die Klingel wegnahm.
In den meisten Fällen ist Symptomunterdrückung kontraproduktiv, also auch bei organischen Krankheiten, weil die Ursache nicht verschwindet und die Medikamente neue Gesundheitsprobleme schaffen.
Ich habe selbe manchmal eine ähnliche Mentalität. Z.B. sind mir viele Zähne abgestorben, ich hatte lange Zeit wahnsinnige Zahnschmerzen. Obwohl ich vor Wurzelkanal-Warnungen gehört hatte, wollte ich nur, dass die Schmerzen aufhören und blendete alles andere aus. Jetzt bereue ich, dass ich mir die Zähne nciht einfach habe ziehen lassen.
Das gleiche trifft auf Leute zu, die das Gefühl haben, ohne Psychopharmaka geht es nicht, die hören dann nicht gerne die negativen Seiten.
Es geht mir nicht um Rechthaben, was viele hier denken. Ich bin überzeugt, dass Psychopharmaka ein Teufelskreis sind, aus denen man versuchen muss, auszubrechen. Ich habe viele Menschen erlebt, die lange Zeit Psychopharmaka genommen haben, so will niemand enden.
Philosophie und Weltbilddiskussionen kann man niemanden aufdrängen. Ich selber bin aber ein Beispiel, der es ohne Psychopharmaka aus einem tiefschwarzen Loch geschafft hat. Vor einigen Jahren wären KZ-Überlebende ein Bild von Vitalität und Lebensfreude mit mir im Vergleich gewesen. Das ist keine Übertreibung, andere würden das bestätigen. Ich wurde wahrscheinlich entlassen, weil man mein Anblick nicht mehr den Mitpatienten zumuten konnte.
Julian