Lieber Patrick!
> Ich merke sehr oft das ich in meiner Wortwahl etwas zu scharf bin. Ich werde versuchen das zu ändern. Aber ich urteile doch nicht, ich vertrete eine Meinung die ich mir mit Hilfe der Ärtze gebildet habe und die vertrete ich auch. Eine Meinung übrigens die von einer rein biologischen Ursache ausgeht.
> Ich werde auch sogleich wieder im mich gehen und mich etwas differenzieren.
Ja, Mensch! Es ist eher nicht deine Wortwahl, die mich ärgert. Du hast dich eben ein bisschen sehr auf die rein biologischen Ursachen und deine Meinung, sobald jemand i r g e n d ein Anzeichen aufweist, das man mit MD in Verbindung bringen kann, müsse man ihn als unzurechnungsfähig und eine Gefahr für sich und andere ansehen, versteift. Das ärgert mich, dass du so abgeklärt bist und würde mich freuen, wenn du dich da wieder ein bisschen öffnen könntest. Sich mit Hilfe der Ärzte eine Meinung bilden ist eine Sache. Aber was wir dir erzählen können und deine Ex-Freundin, das ist eine andere Sache. Du solltest beides gleich und von verschiedenen Seiten ernst nehmen. Sonst kannst du doch auch keinen der Beiträge ernst nehmen, die von Leuten kommen, die Medikamente derzeit ablehnen. Glaubst du denn wirklich, dass Medikamente den einzig sinnvollen Weg darstellen? Die Medikamente heilen nicht, weisst du, die Phasen laufen im Hintergrund trotzdem ab. Außerdem gehen sie auf die Leber (jaja, ich weiß, Alk geht auch auf die Leber), aber gerade deshalb. Es gibt meiner Meinung nach genug Gründe, eine Therapie abzulehnen und die gängigen Formen anzuzweifeln. Wieso wäre denn die Welt für dich schöner, wenn alle MDs b r a v (bei aller Ironie, SO wirst du mich nie davon überzeugen können, dass du uns auch ein bisschen Mündigkeit zugestehst, ich hasse auch das Wort Hausaufgaben, verstehst du?) ihre Medikamente nehmen würden? Hab ich eine Invasion von Planet Mania verpasst? Hattest du je unter einem zu leiden außer deiner Ex-Freundin, die wir uns in diesem Forum inzwischen als wahres Manie-Monster vorstellen müssen?
Könnte ein Leben für dich schön sein, wenn es allen Manikern gelänge, ihre Manie so zu leben, dass sie andere nicht in ihrer Persönlichkeit und Unversehrtheit einschränkt? Wenn es allen Manikern gelänge, auch in der Manie die Rechte der anderen zu respektieren und sich unter Umständen Ratschläge geben zu lassen, wenn sie eingesehen haben, dass sie die Realität nicht mehr gut einschätzen können?
Ich habe letzten Sommer sehr deutlich gespürt, wie mir die 'Realität' abhanden kommt. Wäre es nicht so mühsam gewesen, den Leuten das zu erklären, wäre ich oft froh gewesen, mal jemanden um Rat fragen zu können, wie es denn vor meinem Wahrnehmungsfilter tatsächlich aussieht. Sollte ich das nächste Mal dieses Gefühl haben, kann ich jetzt einfach zu Leuten gehen und fragen: Sag mal, spinn ich? Dazu gehört Krankheitseinsicht und zwar beizeiten, auf jeden Fall und Distanz zu sich selbst und die Bereitschaft, andere realitäten nicht zu leugnen, sondern miteinander zu ergänzen - auf beiden Seiten. Aber eben nicht Medikamente essen, denn die esse ja nur ich, praktisch für alle anderen.
Bisher fehlt mir die Erfahrung, nicht mehr gewusst zu haben, was ich mache, ich hatte ja keine starken Manien und sie haben mir genützt, davon weiche ich nicht ab, das kann auch nur ich beurteilen, das musst du mir entweder glauben oder halt nicht. Und vielleicht ist es bei den wenigsten Manikern so, dass sie Distanz zu sich selbst aufrecht erhalten können. Bei mir vergrößert sich die Distanz sogar, wenn ich schnellere Wechsel habe. Zwar kann ich dann meine Stimmung nicht beieinflussen, aber zumindest mein Handeln, was in der Depression schwierig ist.
Sei doch mal nicht so und mach dich ein bisschen geschmeidiger. Sonst diagnostiziere ich dich frech und frei als Paranoiker, lese gerade Fachliteratur zu diesem Thema.
Ich finde auch nicht immer die richtigen Worte, wenn ich versuche, dir ein für alle Mal [;-)] klar zu machen, dass wir keine bekloppten, unzurechnungsfähigen Gagas sind - auch ohne Medikamente nicht. Du schreibst ja selbst, dass du Verständnis hast und so weiter. Aber das allein gibt dir noch nicht das Recht auch die Entscheidungen für uns zu treffen und das würdest du tendenziell schon gerne tun.
Mich hieltest du anfangs für manisch, u.a. weil ich ein Bonanzarad fahre und mich als Schriftstellerin 'ausgebe'. Wär ich dir in einer Kneipe begegnet, hättest du versucht, mich zwangseinweisen zu lassen? Vielleicht erst, wenn du versucht hättest, mich davon zu überzeugen, die Finger vom Bier und von der Tüte zu lassen, dann hätte ich dir ersteres nämlich über den Kopf gegossen, Grund genug? :-DDD
Letztendlich ist es doch so (und jetzt wird's schwierig mit den Wörtern): Du bist eben nicht selbst md. Von außen mag die Einnahmen von Medis immer als die beste (und auch einfachste und angenehmste, das kann man ruhig sagen). Von innen ist es anders, auch wenn man gerade keine Phase hat und das kannst du nicht einfach wegbügeln und in den Hintergrund stellen, das musst du hinnehmen und dir merken, wenigstens.
Du darfst nicht denken, dass es leicht ist, zu entscheiden, ob man für die Manie die Depression in Kauf nimmt und das aus einer Laune heraus entscheidet. Da macht man sich einige Gedanken, auch um die Lieben. Aber es würde mir niemals in den Sinn kommen, meine Lieben zu fragen, welche wie auch immer gestaltete Therapie i h n e n für m e i n e Krankheit am liebsten wäre. Dafür steht es jedem frei, sich von mir abzuwenden, wenn ich die eine oder die andere Phase habe oder alles gleichzeitig. Wer mich nicht aushalten kann, sollte sich wirklich besser fernhalten, das meine ich in vollem ernst, sonst entsteht ein für beide Seiten sehr, sehr anstrengender Kampf, der nichts bringt. Wenn mich jemand in der Depression links liegen lässt, erfahre ich etwas über den anderen Menschen, aber ich nehme es ihm inzwischen nicht mehr krumm. Das sind die Konsequenzen, die ich zu tragen bereit bin.
Vorwürfe würde ich mir nie anhören, mir hat auch noch niemals jemand welche gemacht, L.E. ist ein tolerantes Pflaster.
Da fällt mir ein: Ich kann immer den jeweils anderen (bezogen auf meinen eigenen) Zustand an anderen MDs nicht ertragen. Ich hab neulich einen getroffen, den ich schon lange kenne und immer in Verdacht hatte, auch MD zu sein. Wir konnten uns nie ausstehen, weil wir immer gerade andersrum waren. Wir haben uns versöhnt und uns versprochen, in Zukunft mehr Rücksicht zu nehmen. Er nervt mich nicht mit seiner 'Ich liebe die ganze Welt/Wenn ich Gott bin, bist du auch Gott'-Masche, wenn ich trübsinnig in mein Bier starre und ich versuche nicht, ihn mit meinem depressiven Defätismus von der Absurdität und Nichtigkeit seiner Gedanken zu überzeugen. Das gilt für beide. Aber es erwartet keiner vom anderen, den Zustand nachvollziehen zu können. Man kann ja nicht einmal seine eigenen Phasen nachvollziehen, wenn sie vorbei sind. Das ist wie mit Schmerzen beim Zahnarzt. Man kann sich vielleicht daran erinnern, dass sie schlimm waren, aber nachempfinden kann man sie nicht noch einmal. Mit Gefühlen wie Freude oder Trauer ist das anders. Ich weiß, dass ich ein halbes Jahr lang, fast jeden Abend vor dem Einschlafen einen Pistolenlauf vor der Stirn hatte und nicht aufhören konnte, mir vorzustellen, wie es wäre, wenn eine Kugel durch meinen Kopf jagte. Ich weiß, dass es so war und dass es schrecklich war. Ich weiß aber nicht mehr w i e es war. Deshalb so wenig Verständnis f ü r einander, untereinander schon.
Was Victoria betrifft, kann ich mir MD nicht ganz vorstellen. Was sie macht, hat noch nicht einmal einen Pseudo-Sinn, größenwahnsinnig erscheint sie mir auch nicht. Sie hat Gefallen an jedweder Art von Provokation, das ist pubertär. Ich glaube, sie ist sehr verzweifelt und einsam und bis an den Rand voll mit Komplexen. Ich war in meiner Pubertät auch manisch und habe gerne provoziert und auf mich aufmerksam gemacht, weil ich einsam und verzweifelt und randvoll mit Komplexen war. Aber es wäre mir nie eingefallen, so was sinnentleertes zu tun, wie es Victoria beliebt. Naja, vielleicht ist sie einfach nur nicht kreativ genug, um etwas eigenes zu schaffen und steckt deshalb ihre Energie hier rein. Andererseits: eine Manikerin bei schönem Wetter im Sommer zu Hause hinter dem PC, tagelang? Kommt mir komisch vor. Wenn sie tatsächlich manisch sein sollte, können wir wahrscheinlich auf sie einprügeln wie es uns gefällt, es wird sie nicht treffen können. Wenn es sie doch trifft, kann sie froh darüber sein, es wäre eine gesunde Regung. Aber eher fühlt sie sich wohl darin bestätigt, dass es eine unglaublich lustige Idee ist, ein Forum zu sabotieren. Das ist so lächerlich und gleichzeitig für sie selbst so tragisch, dass ich mir gar keine Gedanken mehr darüber machen will. Die schlimmste Strafe für sie wird sein, erwachsen auf diese Aktion zurückuzublicken. Wenn sie eines Tages wieder hier auftauchen und einigermaßen klar bei Verstand sein sollte, werde ich ihr keine Vorwürfe machen, wozu denn?
Vorwürfe sollte man überhaupt nie machen (s.o.), das ist Energieverschwendung und außerdem völlig sinnlos, was sollen denn Vorwürfe bringen außer Frust und Vertrauensverlust?
Wie steht eigentlich deine Ex-Freundin zu deinen Ansichten, findet sie dich auch so sehr streng?
Was hast du gemacht, dein Trauma mit deiner manisch-depressiven Ex-Freundin zu verarbeiten?
Patrick, wenn jemand ein Trauma hat und es nicht verarbeitet hat, kann er doch nicht für andere entscheiden, wenn er es tut, verletzt er andere und ruiniert deren Entscheidungsfreiheit und Vertrauen. Es schmerzt mich einfach zu sehen wie aus einem netten Menschen ein paranoides Etwas wird. Ich finde eben (meine Meinung) das man MD nur im äußersten Notfall zwangbehandeln muß, deshalb muß man sie aber noch lange nicht wie Bekloppte behandeln, auch hier im Forum nicht, ich bin also schon etwas deiner Meinung, nur das Herangehen und die Einstellung zur Behandlung sind unterschiedlich.
Dieser Beitrag ist etwas durchwachsen (Oh, all diese Ideen, diese Ideen!), ich weiß. Aber es war mir zu anstrengend und blöd an allen dafür prädestinierten Stellen Smilies zu plazieren, ich denke, du verstehst mich auch so (haha, da macht sich's jemand einfach).
Weißt du, ich finde es sehr gut, dass du in diesem Forum schreibst, ich verstehe dich auch in vielen Punkten und mag die meisten deiner Beiträge. Ach, ich streite gerne mit dir, das ist wirklich auch eine Herausforderung, ay.
Herzhafte Grüße
Her Majesty
Sumosimi
