Hallo Friday,
mir ist zu dem Thema noch eingefallen, dass es im sozialpsychiatrischen Bereich immer wieder Bezugsbetreuungen gibt, die der Meinung sind, "blos alles Unterlassen, was ggf. die Stabilität gefährden kann". Stabilität geht also über alles, was aber manchmal dazu führt, dass die Menschen sich selbst nichts mehr zutrauen, selber sehr ängstlich werden und Herausforderungen scheuen. Sie werden passiv gemacht und können somit auch nicht lernen, wie sie mit der Krankheit/Störung oder wie man es auch immer nennen möchte, umgehen können.
Ich hörte damals auch in der beruflichen Reha "schminken sie sich ab, dass sie je wieder so eine Arbeit mit Menschen machen können". Das ist wie eine Ohrfeige. Da bin ich froh, dass ich nicht darauf gehört habe und meinen Weg gegangen bin. Übrigens erfuhr ich, dass ich nicht die Einzige war, die solche Statements gehört hat.
Es braucht auch ein Zutrauen und manchmal muss man auch ausprobieren können, auch wenn es heißen könnte, dass dies eine Phase auslösen könnte. Letztlich lerne ich auch durch meine Phasen, was geht, wo ich achtsamer mit mir sein muss, etc. pp.
Desweiteren haben viele auch ihre ganz eigenen Hilfsmöglichkeien gefunden, die in keinem Buch stehen. Manchmal sind es eben sehr individuelle Lösungen und Herangehensweise, die weiterhelfen und nicht das Standardprogramm, was Kliniken oder Einrichtungen vorhalten. Da können Fachmenschen lernen, diese zu unterstützen, mit ihnen den Weg zu gehen, um herauszufinden, was bei diesem einen der mögliche gangbare Weg wäre.
Ebenso finde ich es wichtig, wenn Menschen von ihren Wahrnehmungen und Erfahrungen berichten, diese nicht gleich als "krank" abzuwerten, sondern zuzuhören, denn Phasen können auch gerade ein besonderes Fenster zur Seele sein und manches wird gerade da geäußert, was in gesunden Zeiten eher zurückgehalen wird, aber dann unter der Oberfläche brodelt.
Viele Grüße Heike
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Ich bin ein Mensch mit vielen Farben und Facetten zeitweise unterbrochen durch unipolar depressiven Phasen, im MD-Forum schon seit 2002 vertreten.
"Recovery zielt nicht auf ein Endprodukt oder ein Resultat. Es bedeutet nicht, dass man ›geheilt‹ oder einfach stabil ist. Recovery beinhaltet eine Wandlung des Selbst, bei der einerseits die eigenen Grenzen akzeptiert werden und andererseits eine ganze Welt voller neuer Möglichkeiten entdeckt wird. Dies ist das Paradoxe an Recovery: Beim Akzeptieren dessen, was wir nicht tun oder sein können, beginnen wir zu entdecken, wer wir sein können und was wir tun können" (Patricia Deegan 1996).
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 08.12.18 18:12.
