Hi Nil,
ich noch mal. Mir ging den ganzen Nachmittag die Frage "darf ich mich rausziehen" durch
den Kopf und möchte dir schreiben, was da so bei raus kam.
Ich denke, man "darf" nicht eine Pause einlegen, sondern man MUSS es machen.
Nach all den Jahren hier im Forum hab ich eins gelernt: Jeder, der meint, einem akut
manischen nicht konsequent die Grenzen aufzuzeigen, ist eigentlich "mit schuld" am
weiter laufen der Manie. Wann kommt ein Maniker zu "Verstand" ? Meist doch erst, wenn
alles kaputt und am Ende ist, nicht wahr ? Wie wäre es, wenn du den Kontakt auf z.b. 15 min.
skypen am Tag einschränkst und sämtliche Freunde bittest, das selbe zu tun ? Wenn alle an
einem Strang ziehen und zwischenzeitlich mal "die Tür zu" machen, besteht immerhin
die Chance, das da was durch dringt, vor allem wenn das alle gleichzeitig machen.
Ich hab mir in manischen Phasen auch immer welche gesucht, die mir nicht zuviel widersprochen
haben und die ich "um den Finger wickeln" konnte. Geholfen hätte mir aber mehr, wenn
die alle aufmal ganz deutlich eine Grenze gezogen hätten. Ich bin immer erst dann zur Vernunft
gekommen, wenn mir keiner mehr zuhören/Zeit schenken wollte und meist auch schon viel
endgültig kaputt gemacht hab.
Dieses "ich bin der Freund und muss ständig da sein" ist in meinen Augen eher Gift für die
Situation. Und auch wenns blöde klingt: am meisten kann man seine Liebe bei sowas durch
konsequenten "Entzug" zeigen. Sobald es in Richtung Vernunft geht, da sein, helfen, unterstützen,
aber solange das nicht gegeben ist - sich rausziehen, allein auch schon um die Verletzungen auf
geringeres Maß zu reduzieren.Ich weiß auch, das es schwer ist, aber mit stundenlangem Reden
und überreden wollen hilft man nicht, sondern machts nur schlimmer. Wenn mir einer erzählen wollte,
warum das gerade alles nicht gut ist, hat meine Birne gleich noch mal n Gang zugelegt um zu erklären
warum ich die Manie im Griff hab und man sich keine Sorgen machen müsse.
Du weißt doch selbst, wie das ist in einer Manie. Man kann "alles erklären, hat alles im Griff und ist
absolut Herr der Lage", davon ist man felsenfest überzeugt. Und jeder, der "mitdiskutiert" kann nur
verlieren und macht die Situation letztlich schlimmer oder hält diese zumindest am laufen.
Ich denke, wenn er "auf Schlag" merkt, das sich alle wichtigen Menschen zurückziehen, könnte
das ein "Klick" in die richtige Richtung geben. Mitdiskutieren, da sein oder auch sich um andere Dinge
für ihn zu kümmern, sind nicht wirklich Hilfen, auch wenn es einem auf menschlich-emotionaler Ebene
so vorkommt oder gar unabdingbar scheint. Die Krux an der Krankheit sind die Gefühle und das in
meinen Augen nicht nur beim Betroffenen. So hart es auch ist, aber absolute Konsequenz und
felsenfest bei der Meinung bleiben sind in meinen Augen die einzigen "Waffen" die man hat. Bei allem
anderen ist einem der Maniker in seinem Wahn "überlegen" und labert einen locker an die Wand.
Keine Ahnung, ob dir das was hilft, aber das ist mir so durch den Kopf gegangen heute nachmittag.
lg und fühl dich gedrückt
zuma
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Wenn dich der Mut verlässt, gehste halt alleine weiter.
Und wenn du deinem Gefühl folgst, nimm deinen Verstand mit.
Wenn du nicht weißt, wohin du willst, ist es egal, welchen Weg du nimmst.
Wissen nutzt nur wenn man es anwendet.
Vielleicht wird alles vielleichter