Hallo Nil,
auch auf die Gefahr hin, dass ich mit anderen Worten wiederhole, was meine Vorschreiber/innen dir schon geraten haben, antworte ich dir aus meiner "reinen" Angehörigen Sicht.
Eine Manie zu "begleiten", damit konfrontiert zu sein, bei einem nahe stehenden Menschen,
ist ein enormer Energiefresser.
Purer Stress und auch bei aller Aufgeklärtheit und Wissen um die Symptome,
kommt man da, selbst wenn man sich gut abgrenzt, kaum durch ohne Federn zu lassen.
Deshalb lässt du ihn nicht im Stich, wenn du bewusst Pausen einlegst. Du tust das, was er im Moment krankheitsbedingt nicht kann,
du achtest damit schlicht auf deine Gesundheit.
Wirkliche Kontrolle hast du nicht, meinst du vlt. auch gar nicht, ich kenne das, dass man wissen will, wo ist er, was geht vor. Das kann man aber auf mehrere Schultern verteilen und das Dranbleiben muss nicht ausschließlich über direkten persönlichen Kontakt laufen.
Er hat sie (die Kontrolle) schon gar nicht und wenn er mit seinem Psychiater in eine WG ziehen würde.
Die Manie hat euch alle zusammen am Wickel.
Das ist so wie bei meinem Sohn diesen Sommer, der hatte immer Medis dabei und hat sie seinen Freunden gezeigt und ab und an eingeschmissen, reine Beschwichtigungsversuche und Placebos für die Spaßbremsen.
Und leider zieht das die Sache nur in die Länge und er hat sich dadurch noch viel cooler gefühlt, nicht nur die Manie im Griff, neeeein auch noch das Umfeld eingelullt, einfach alles im Griff hat er immer gesagt, ich weiß was ich tu, ich bekomm das hin.
Das geht solange "gut", bis durch die Erschöpfung die ganze Sache ins psychotische kippt.
Ich wünsche euch beiden, dass das nicht passiert und die Eine oder Andere wohldosierte Botschaft ihn lange genug innehalten lässt um die Kurve zur konsequenten Behandlung noch zu bekommen.
Es kann aber sein, du hast noch einen längeren Weg vor dir und musst noch ganz oft Abgrenzung üben, deshalb fang so schnell wie möglich damit an. Sofort. Jetzt.
Wenig Gespräche.
Ganze Tage Gesprächspause.
Kurze Gespräche nur mit eindeutigen Botschaften.
DU entscheidest ob geskypt wird, nicht er und wenn du Pause hast, hast du Pause.
Wenn man dem Betroffenen nahe steht weiß man was ihm wichtig ist.
Konsequenzen ansprechen, ganz ruhig, mögliche Verluste aufzeigen.
Die Frage stellen, ob das die sehr wahrscheinliche Anschlussdepression wert ist.
Das kann man versuchen,
aber nicht endlos.
Und klar, sofort das Gespräch beenden, wenn es zu lange, zu gereizt etc. wird.
Ab einem bestimmten Punkt habe ich auch enge Freunde meines Sohnes gebeten und überzeugt,
dass sie sich schützen sollen, dass das Einzige was eventuell noch zu einem Umdenken führen kann,
ist, dass alle am gleichen Strang ziehen.
Nicht immer hinhalten und bereit sein den Sprechdurchfall anzuhören.
Das bringts aber nur wenn er merkt, dass er auch beim Nächsten den er anrufen will, das auch nicht mehr klappt, alle anfangen ihm auszuweichen, keine Geduld mehr haben, die ersten Verluste auftauchen.
Ich hab oft aufgelegt diesen Sommer. Und das Telefon ausgeschaltet. Das geht immer besser, je öfter man das macht.
Den Kopf bekommt man nicht frei durch solche Pausen, erholen bzw. weniger runterziehen tut es trotzdem.
Aber was schreib ich dir, du weißt alles und JA du darfst dein Wissen auch für DICH anwenden.
Ich erlaubs dir ;-)
Es geht hier jetzt sehr sehr um DICH.
Gut dass du schreibst, obwohl du alles weißt.
Mir hilft das Forum immer sehr die Symptome in eine Relation zur Krankheit zu setzen.
Er wird es überstehen und überleben.
Und wenn du dich gut abgrenzt, dich zurückziehst und auf deine Bedürfnisse achtest, übersteht das eure Beziehung auch. Alleine das ist es wert, so schwer das im Moment auch fällt.
Er wir dich loben, hinterher, wenn er mehr oder weniger sanft gelandet ist, dafür dass du seiner Manie nicht erlaubt hast dich auch noch gänzlich zu destabilisieren.
Herrje es tut mir so leid, ich wünsch dir alles nur erdenklich Gute.
LG
PS: Sorry lang und ein wenig konfus
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Wenn alle Klügeren nachgeben, wird die Welt von den Dummen regiert…
Marie von Ebner-Eschenbach