Fällt mir schwer und kann ich gar nicht wirklich drüber schreiben, was es mit mir/uns gemacht hat,
als wir alle dachten, mein Sohn wäre tot.
Auch nach Jahren noch, schwierigen Jahren, sitzt mir der Respekt vor diesen hoffnungslosen Zuständen
in schweren Depressionen in den Knochen.
Bei mir kommt da keine Manie ran. Da hab ich zwar auch Angst, dass er in "gefährliche" Situationen kommt,
aber das ist nichts gegen Depressionen.
Ich habe so schon mit Trauer und Schuldgefühlen zu kämpfen, wie die meisten Angehörigen-Eltern und
würde er diese Erkrankung nicht "überleben" wüsste ich nicht wie ich das überstehen sollte.
Mein Leben wäre so oder so vorbei.
Er weiß das theoretisch, geredet wird von Zeit zu Zeit offen darüber. Und als er das letzte Mal soweit war,
hat er uns wenigstens noch angerufen, weil er nichts mehr garantieren konnte.
Ich werte das als Fortschritt.
Natürlich kenne ich bei mir solche Gedanken wie "ach wenns jetzt vorbei wäre wärs auch recht" , das hat
denke ich jeder mal.
Das hat aber mit diesem hohlen Tunnelblick, dieser kalten Unerreichbarkeit einer tiefen Depression nichts zu tun.
Für mich als Angehörige ist das ein absolutes Gefühl von Ohnmacht und Hilflosigkeit, weil man fast nichts dagegen machen kann, schon gar nicht verhindern, wenn der Wille wirklich stark genug und der Blickwinkel auf das was es für das direkte Umfeld bedeutet, eingeengt genug ist.
Ein angstbesetztes Thema für mich.
Gesellschaftlich allerdings tabuisiert und unterschätzt.
"In Deutschland sterben ungefähr genauso viele Menschen durch Suizid wie durch Verkehrsunfälle, AIDS, illegale Drogen und Gewalttaten zusammen".
Immer wenn ich diesen Satz der Deutsche Gesellschaft für Suizidprävention zitiere, wenn sich wieder mal jemand abfällig über psychisch Kranke äußert, ernte ich ungläubige Blicke.
Deshalb finde ich es wichtig drüber zu reden und ich finde die meisten Beiträge hier wirklich sehr gut und wichtig.
Danke Friday für das Thema.
Ich bedauere, dass sonst keine Angehörigen geschrieben haben, bis jetzt.
Wobei die die bis jetzt geschrieben haben, zu meiner Erleichterung, die Angehörigen-Seite ganz gut verstehen und nachvollziehen können.
LG kins
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Wenn alle Klügeren nachgeben, wird die Welt von den Dummen regiert…
Marie von Ebner-Eschenbach