Hallo liebe Anna,
ich muss Lichtblick wirklich vollkommen Recht geben es ist nicht Deine Aufgabe einen schwerkranken zu motivieren. Wir Frauen neigen ja dazu uns vollkommen für Männer aufzuopfern und dafür oft keinen Dank zu erhalten. Männer opfern sich eher selten für ihre Frauen auf, Ausnahmen bestätigen die Regel.
Wenn Du Deinen Freund in einer hypomanischen Phase kennengelernt hast würde ich mir nicht allzu viele Hoffnungen machen. Den so erging es mir mit meinem Exfreund auch. Sobald die depressive Phase einsetzte war ich wieder abgeschrieben, nicht mal anrufen durfte ich ihn. Ich hatte und habe ja auch schwere depressive Phasen aber so krass habe ich mich nie verhalten. Vielleicht fällt man ja auch aus der manischen Phase besonders tief in das depressive Loch und was für uns nicht bipolar Erkrankte Normalzustand ist, das ist für Maniker womöglich schwer auszuhalten. Mir ist das schon oft aufgefallen. Ich kenne viele depressive Menschen die noch nie eine Manie hatten und ich kenne einige bipolar Erkrankte. Menschen die "nur" Depressionen haben, kommen mit ihren Tiefs aber viel besser zurecht als die Bipolaren. Vielleicht weil wir diese extremen Hochs nicht kennen?! Vielleicht weil der Fall aus 1000 Meter Höhe mehr schmerzt als der Fall von nur 10 Meter Höhe?! Das ist aber nur meine subjektive Erkenntnis, Ihr dürft mich gerne korrigieren. Ich bin ja auch kein Facharzt oder Neurologe. Jedenfalls tust Du Dir nichts gutes wenn Du Dich für Deinen Freund aufopferst denn die Krankheit lässt sich dadurch nicht beeinflussen, ein querschnittsgelähmter Mensch kann auch nicht wieder gehen nur weil man ihn betütelt. Dein Freund muss selber mit seiner Erkrankung zurechtkommen und Hilfe auch annehmen. Viele tun das nicht, warum auch ? ist ja immer einer da der einem alles abnimmt. Da kann ich mich schön hinter meiner Erkrankung verstecken und die anderen machen lassen.
Meine Lehrerin in der Krankenpflegeschule hat mal gesagt dass man für den Umgang mit psychisch erkrankten Menschen enorm stark sein muss. Sie riet mir davon ab in einer Psychiatrie zu arbeiten, ich solle lieber mit körperlich Kranken arbeiten, die seien wenigstens dankbar. Ich habe dann trotzdem mein Praktikum in der Psychiatrie gemacht und sie sollte Recht behalten. In der Forensic wurde ich bespuckt und tätlich angeriffen, im Altenheim wurde ich dann mit Blumen beschenkt. Heute mache ich keins mehr von beidem, ist mir einfach zuviel, ausserdem habe ich einen Maniker zu Hause der mir alle Kraft raubt. Aber von seiner Familie kann an sich nicht so leicht trennen wie von einem Partner. Leider.