hallo zusammen,
ich weiß nicht so recht wie ich anfangen soll, aber ich habe nach langem Suchen nach Rat, Hilfe und Informationen schon eine Menge hier im Forum gelesen und mich dazu entschlossen meine Geschichte aufzuschreiben, in der Hoffnung auf Antworten. Momentan durchlebe ich die schlimmste Krise meines bisherigen Lebens, nachdem ich mich intensiv mit dem Thema psychischer Erkrankungen auseinander gesetzt habe, denke ich, dass mein (Ex)Freund eine Bipolare Störung haben könnte.
Angefangen hat es schon vor ca 2 Monaten, als ich merkte dass er sich irgendwie von mir distanzierte, aber nur innerlich, gedanklich, ich weiß nicht wie ich das formulieren soll, er war zwar bei mir wie immer, aber etwas war anders. Ich sollte vielleicht kurz erwähnen dass wir nicht zusammen wohnen, uns aber jedes Wochenende sehen und auch sonst die Freizeit und Urlaube zusammen verbringen. Jedenfalls desto mehr ich versuchte herauszufinden was mit ihm los sei, desto mehr zog er sich zurück und betonte immer wieder wie sehr ihn das unter Druck setzte und dass ich einschränke. Die Kommunikation wurde immer schwieriger, er reagierte ständig gereizt und fühlte sich angegriffen und nahm alles sofort persönlich, auch bei ganz kleinen Dingen des Alltags. Zwischendurch gab es auch immer mal wieder ruhigere Tage. Er hatte mir schon vorher immer mal von Stimmungstiefs und Morgendepressionen erzählt, vor allem im Winter, aber wenn wir zusammen waren, war davon nichts zu merken. Nun fing er aber an sich irgendwie mehr und mehr zu verändern, war total euphorisch und energiegeladen, arbeitete mehr und erzählte mir dass er viel weniger Schlaf brauchte als sonst. Er war regelrecht abgehoben und egozentrisch, redete dauernd von Büchern die er gerade liest über Theorien zur Zeit und anderen Themen die ich nicht nachvollziehen konnte, worauf er wieder gereizt reagierte, er provozierte Streitereien und meinte er müsste sich unbedingt piercen und tätowieren lassen um sein Innerstes nach Außen zu kehren. Kündigte ominöse Veränderungen an und wenn wir stritten, sagte er immer dass ich ihn nur nicht verstehen würde, welches Chaos in seinem Kopf wäre, dass es aber genug andere Leute gäbe die wunderbar mit ihm zurecht kämen, dass es nur an mir läge. Am nächsten Tag nach solchen Streitigkeiten hat er sich manchmal entschuldigt, oder war einfach so wie vorher, zwar distanziert, aber er versicherte mir dass er mich liebt und nur komisch drauf sei im Moment, ich solle ihn einfach lassen. Man muss sagen dass wir trotzdem während dieser ganzen Zeit mehr Sex hatten als vorher, er schien regelrecht süchtig zu sein. Da ich mich aber trotzdem emotional mehr und mehr von ihm zurückgewiesen fühlte, wollte ich mich ständig rückversichern, ob wirklich alles okay mit uns ist, worauf er immer komisch reagierte, aber beteuerte dass er mich liebt und nicht zwischen uns steht. Auch im Urlaub waren wir zusammen, wo wir ständig wegen Kleinigkeiten aneinander gerieten und es immer eskalierte von seiner Seite aus. Irgendwann fing er an mir zu erzählen dass er weiß das etwas nicht stimmt mit ihm und dass er wahrscheinlich adhs hat, was aber im Kindesalter nicht festgestellt wurde, ich wurde sofort hellhörig, weil ich bei unserem Sohn auch schon oft den Gedanken hatte und sie sich sehr ähnlich in ihrem impulsiven und chaotischen Verhalten sind. Ich fing also an zu recherchieren und tatsächlich sprach vieles dafür, vor allem unsere Kommunikationsschwierigkeiten. Er fing nun auch an sich damit auseinander zu setzen und machte haufenweise Psychotests im Internet, parallel wurde er mir immer fremder, er sagte mir auch dass er eine Bipolare Störung bei sich vermutet, oder Borderliner Symptome an sich festgestellt hätte, außerdem ein Soziopath sein könnte mit narzistischer Persönlichkeitsstörung, es machte mir Angst. Zwischendurch normalisierte es sich immer kurz, wenn er merkte dass mir das Angst machte redete er nicht mehr darüber.
Am letzten Wochenende ist es dann endgültig eskaliert, eigentlich fing es mit einer normalen Unterhaltung an und endete wieder damit dass er sich merkwürdig verhielt, ich hatte seit längerem das Gefühl dass er etwas verbirgt vor mir. Ich habe ihn dann so lange gelöchert, bis er mir sagte er habe eine Freundin, er schwor mir aber dabei hoch und heilig dass es sich nur um eine Freundin handelte mit gleichen Interessen, dass es nichts mit uns zu tun hätte und auch nicht der Grund für unsere angespannte Situation wäre, kein Sex, keine Verliebtheit. Ich war trotzdem geschockt, weil es alles so gut zusammen passte mit seinen Andeutungen und seinem Verhalten. Ich ließ es einen Tag sacken und fragte dann wieder nach, er bot mir auch immer wieder an ich könne alles fragen, sie sogar kennenlernen. Nach einigem hin und her und immer wieder widersprüchlichen Aussagen und Herausredereien, kam es dann doch irgendwie ans Licht dass da mehr wäre als eine Freundschaft, er sagte mir sie haben es für sich als Freundschaft definiert und es hätte absolut nichts mit mir zu tun und würde nicht zwischen uns stehen. Ich verstand überhaupt nichts mehr und löcherte ihn weiter. Letztendlich sagte er mir er konnte es einfach nicht lassen und er tickt eben anders, er konnte mich die ganze Zeit lang so gut belügen weil es für ihn zwei völlig getrennte Welten sind, ich würde das nicht verstehen und er will mir die Details ersparen, ich solle es tolerieren, da es ihm immer wieder passieren würde. Ich habe ihm gesagt dass ich das nicht kann und wenn er das so sieht gibt es für mich keine gemeinsame Zukunft mehr. Seit dem versucht er auf mich einzuwirken, dass er mich liebt und ich sein einziger Halt sei, dass er mich braucht und ich sein Lebensmittelpunkt bin. Er hat sich entschuldigt und gesagt wie leid es ihm täte, dass er gesehen hat wie bemüht ich um ihn war, er aber nicht anders konnte und mich stattdessen belogen und betrogen hat und das nur konnte weil er das in seinem Kopf und mit ihrer Definition von Freundschaft total von allem anderen abgetrennt hatte. Er konnte nicht anders, er bereut was er getan hat und er bereut dass er es mir gesagt hat, denn irgendwann wäre es vorbei gewesen und alles was jetzt passiert ist nicht wert. Über seinen momentanen Zustand weiß ich nicht viel, ich habe den Kontakt abgebrochen, weil meine Welt damit zusammengebrochen ist, dieser Verrat und die Lügen, dass er noch gleichzeitig mit mir zusammen sein konnte ohne schlechtes Gewissen, das macht mich total fertig. Wir kommunizieren, wenn überhaupt per sms, deswegen kann ich seinen Gemütszustand nur schwer einschätzen, ob er immer noch lügt, oder es ihm ehrlich leid tut, im Grunde ist mir das egal, es ist zu viel für mich, ich bin seit einer Woche am Ende, kann kaum arbeiten, nicht schlafen und nicht essen, ständig kreisen meine Gedanken. Es hat bei uns schon vorher öfter gekriselt weil er in komischer Stimmung war, aber irgendwie legte sich das nach einiger Zeit wieder. Diesmal ist alles anders.
Nach diesem ellenlangen Text frage ich mich ob mir jemand sagen kann, ob er tatsächlich eine Bipolare Störung haben könnte und eine manische Phase durchlebt die dieses ganze untypische Verhalten erklärt. Wenn ja, war es dann womöglich falsch von mir den Schlussstrich zu ziehen? Ich will auf keinen Fall dass er sich etwas antut, auch das hat er früher schon einmal angedeutet, dann aber gleich zurückgenommen. Aber wie ich damit leben soll weiß ich auch nicht. Ich habe ihm mehrfach zu verstehen gegeben, dass er Hilfe braucht und ich dann für ihn da bin, aber darauf geht er nicht ein, ich habe ihm gesagt dass ich nur Teil seines Lebens bleiben würde wenn er Hilfe sucht und annimmt. War das womöglich auch falsch?
