Hallo Andi und Dietmar,
ich hatte nach meiner Schwangerschaft psychische Probleme, die durch anhaltende Schlaflosigkeit ausgelöst wurden. Bin dann in der Psychiatrie gelandet, dort mit stärksten Psychopharmaka "zugedröhnt" worden, habe es aber, Gott sei Dank, geschafft, von dem Zeug wieder loszukommen. Heute, nach 2 Jahren, geht es mir wieder wie früher, ich würde also sagen, daß ich psychisch völlig gesund bin.
Aber trotzdem lese ich öfter in diesem Forum, einfach aus Interesse, weil mich meine als sehr negativ empfundenen Erfahrungen mit der Psychiatrie ziemlich schockiert haben, und ich einfach wissen will, wie andere das so sehen.
Zu Euren beiden Beiträgen möchte ich sagen, daß ich es ganz schlimm finde, daß Ihr beiden Eure Sensibilität als Symptom einer Krankheit empfindet.
Ich bin genauso sensibel wie Ihr, ich habe mich in Euren beiden Beschreibungen voll wiedererkannt. Ich habe auch unheimlich hohe moralische Wertvorstellungen und könnte manchmal verzweifeln über die Verkommenheit unserer Gesellschaft in dieser Hinsicht. Auch ich fühle mich ständig unverstanden und auf weiter Flur alleine mit meinen Auffassungen, aber das läßt mich noch lange nicht glauben, daß ich krank bin.
Nicht "normal" sein, heißt doch im Grunde nur, nicht der Norm, also der Masse entsprechend, und in dieser Hinsicht sind wir wohl auch nicht normal. Aber ist immer die Einstellung die Richtige, die die Masse vertritt? Sicher nicht! Ich weiß nicht, wie alt Ihr seid, ich bin jetzt 39, und ich stelle fest, daß ich mit zunehmendem Alter immer mehr über den Dingen stehe. Ich habe Gott sei Dank einen lieben Mann und ein süßes Kind, und wenn auch mein Mann so ziemlich der Einzige ist, der mir sagt, daß ich auf dem richtigen Weg bin, dann genügt mir das. Mann muß lernen sich von den Menschen, die nicht in die eigenen Wertvorstellungen passen (auch wenn das die meisten sind) unabhängig zu werden, dann kann man mit seiner Sensibilität eigentlich sehr gut umgehen.
In meinen Augen ist es jedenfalls der ganz falsche Weg, durch die Einnahme von Psychopharmaka abzustumpfen, nur um das Leben und die lieben Mitmenschen ertragen zu können.
Alles Gute für Euch beide!
Birgit