Guten Abend,
ich bin neu hier und verfolge mit Interesse die Beiträge und Diskussionsthemen. Klasse, dass es so etwas gibt und man von den Erfahrungen anderer Betroffener lernen kann!
Damit ihr euch ein Bild machen könnt, hier unsere Familiensituation: mein Bruder (Mitte 40) ist bipolar - Diagnose mit 20 Jahren - als Jugendlicher war er schon depressiv. Er wohnt im Haus meiner Eltern - zwar in einer eigenen Wohnung, aber meine Mutter kocht, wäscht etc. für ihn.
In seinen 20ern hatte er mehrere Zyklen und Klinikaufenthalte. 2019 hat er wieder (wie damals) seine Medikamente abgesetzt, was in die Manie führte - dann zur Depression mit Klinikaufenthalt. Aus der Klinik ist er aufgedreht zurückgekommen (Hypomanie) und nicht zum Arzt gegangen / hat seine Medikamente wieder nicht genommen. Das führte wieder zu einer Manie (mit 2 Strafanzeigen, Geldausgaben etc.) und seit März diesen Jahre zu einer schweren Depression - trotz 2 Klinikaufenthalten (mit EKT).
Ihm geht es leider immer noch schlecht.
Auch wir als Familienangehörige haben in den letzten 2 Jahren - besonders in den Manie-Phasen - sehr gelitten und sind an unsere Belastungsgrenze gekommen oder haben sie überschritten. Meine Eltern sind schon alt (Mitte/Ende 70), kümmern sich liebevoll um ihn, aber sind auch gesundheitlich beeinträchtigt (Vater gerade schwere OP überstanden). Auch ich bin über die Belastungsgrenze hinausgegangen (auch beruflich) und bin auch gerade in einem Burn-Out/krankgeschrieben. Natürlich mache ich mir auch über die Zukunft Gedanken.
Ich habe meinem Bruder immer bei administrativen Sachen geholfen und auch jetzt versuche ich mit ihm Unterstützungsmöglichkeiten ausfindig zu machen (Endlostelefonate, aufwändige Recherche durch den Behörden-Dschungel) - auch für die Zukunft. Bisher haben wir externe Hilfe noch nicht in Anspruch genommen und wussten auch nicht, welche Möglichkeiten es gibt.
Was uns am meisten interessiert:
Welche Erfahrungen habt ihr mit einem rechtlichen Betreuer gemacht? Empfehlenswert / hilfreich?
Sowohl für den Betroffenen als auch die Angehörigen?
Mein Bruder ist offen dafür.
Als Angehörige hatten wir in den akuten Manie-Phasen immer das Problem, dass wir ihn nicht vor sich selber schützen konnten (Thema Klinik, Ärzte) - und die Polizei zu rufen wollten wir natürlich nur als letztes Mittel (Handgreiflichkeit).
Kann ein rechtlicher Betreuuer diese Entscheidung treffen (z.B. Klinikeinweisung)?
Wie sieht es aus mit Zusammenarbeit mit den Angehörigen?
Noch eine Frage:
Bisher haben wir auch keine sonstige Unterstützung beantragt:
hat jemand Erfahrung mit Anträgen auf:
1) Pflegegrad
2) Schwerbehinderten-Ausweis?
Macht das Sinn?
Vielen Dank schon einmal für eure Erfahrungen!
Bonfire