Bonfire schrieb:
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> Guten Abend,
>
> ich bin neu hier und verfolge mit Interesse die
> Beiträge und Diskussionsthemen. Klasse, dass es
> so etwas gibt und man von den Erfahrungen anderer
> Betroffener lernen kann!
Willkommen im Forum,
ich geh mal nur kurz auf deine wichtigsten Fragen ein.
Bild kann ich mit gut eins machen, nach deiner Beschreibung und ähnlichen eigenen Erfahrungen.
Und denke, wenn er gerade offen für Hilfe ist, solltet ihr auch aktiv werden,
da z.B. die Einsetzung eines Betreuers auch etwas dauern kann, bis alles durch ist.
> Was uns am meisten interessiert:
>
> Welche Erfahrungen habt ihr mit einem rechtlichen
> Betreuer gemacht? Empfehlenswert / hilfreich?
> Sowohl für den Betroffenen als auch die
> Angehörigen?
Entlastend für die Angehörigen auf jeden Fall. Gerade wenns um Verbindlichkeiten geht
ist es schon eine große Hilfe wenn sowohl der Betroffene als auch die Angehörigen diverse Ämter und Stellen nicht selbst anfragen müssen. Ein gesetzlicher Betreuer macht das routinierter, es ist ein Teil seines Jobs.
Und diese professionelle Distanz, kann ich mir vorstellen, macht es Beroffenen manchmal leichter sich helfen zu lassen.
Ein "Begleiter" oder Berater im Alltag ist das aber nicht.
> Als Angehörige hatten wir in den akuten
> Manie-Phasen immer das Problem, dass wir ihn nicht
> vor sich selber schützen konnten (Thema Klinik,
> Ärzte) - und die Polizei zu rufen wollten wir
> natürlich nur als letztes Mittel
> (Handgreiflichkeit).
> Kann ein rechtlicher Betreuuer diese Entscheidung
> treffen (z.B. Klinikeinweisung)?
Ja, je nach Aufgabenbereich, kann er das.
Schau mal
hier rein, auch sonst finden sich im www viele Informationen.
> Wie sieht es aus mit Zusammenarbeit mit den
> Angehörigen?
Wir hatten bis auf wenige Mails kaum Kontakt zum Betreuer. War auch nicht nötig und wir eben
auch an dem Punkt angekommen, wie ihr, an dem wir "abgeben" mussten und wollten.
> Noch eine Frage:
> Bisher haben wir auch keine sonstige
> Unterstützung beantragt:
> hat jemand Erfahrung mit Anträgen auf:
> 1) Pflegegrad
> 2) Schwerbehinderten-Ausweis?
>
> Macht das Sinn?
Für uns, allerdings mit einem doch noch jüngeren Betroffenen, hat es am meisten Sinn gemacht,
uns an der
SPDi zu wenden und dort "Angehörigen-Konkurs" anzumelden. Uns beraten zu lassen, was in Frage kommt wer was übernehmen kann, da wir durch waren und zu weit weg.
Das war die beste Entscheidung überhaupt und hat wahrscheinlich unsere Familie zusammengehalten.
Und genau so wichtig, dem betroffenen Familienmitglied seine Autonomie ein Stück weit erhalten.
Es gibt darüber hinaus noch genug familiäre Unterstützung die man geben kann.
Ob dein Bruder ein Fall für Pflegegeld ist weiß ich nicht, aber "Begleitung" außerhalb der Familie,
ob durch SPDI oder ambulante psychiatrische Pflege,
Home Treatment, Soziotherapie oder wie auch immer, kann für alle Beteiligten ein Schritt zur Entspannung der Situation sein. Beraten tut der SPDi, auch Angehörige, alleine oder zusammen mit dem Betroffenen. Gibts in jeder Stadt, einfach mal anrufen und einen Termin ausmachen und nach diesen Dingen fragen.
Mehr bring ich gerade nicht mehr zustande, ist zu spät,
hoffe du kannst damit was anfangen. Sonst einfach nochmal fragen.
> Vielen Dank schon einmal für eure Erfahrungen!
> Bonfire
Grüße
kinswoman
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Wenn alle Klügeren nachgeben, wird die Welt von den Dummen regiert…
Marie von Ebner-Eschenbach