Guten Morgen Wesker,
ich schließe mich dem Dank meiner Vorschreiberinnen an.
Da hast du einen wirklich steinigen Weg hinter dir - im Grunde von Anbeginn an.
Alleine das deutliche Gefühl und die Aussage deiner Mutter, dass Kinder im allgemeinen und somit auch du nicht wirklich erwünscht waren, hätte wohl als Ballast für ein ganzes Leben gereicht.
Dazu kam dann noch dieser "gnadenlose Leistungsanspruch". Und "gratis" obendrauf die Bipo.
Ich finde, da darfst du stolz sein, es überhaupt bis zum heutigen Tag durchgehalten zu haben.
Auch dass du und deine Herkunftsfamilie nach allem, was geschehen ist, einen Weg der Wiederannäherung gefunden habt, ist überhaupt nicht selbstverständlich und spricht für eine große "Beweglichkeit" auf beiden Seiten.
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Ich selber bin auch immer das schwarze Schaf in meiner Herkunftsfamilie gewesen.
So sehr dass es Zeiten gab, wo ich die Hoffnung hegte, nicht wirklich das biologische Kind meiner Eltern zu sein.
Wohl auch in der Hoffnung auf eine Erklärung für so viel unverdienten Hass.
Auch ich habe bereits im Kindergartenalter niemals auch nur ansatzweise die Ansprüche meiner Eltern erfüllen können.
Zuvor vermutlich auch nicht.
Aber Erklärungen werde ich wohl keine mehr bekommen.
Aus meiner Sicht geht es darum, mit solchem Ballast, mit dem, was einem warum auch immer in den Rucksack gepackt wurde, leben zu lernen.
Ich mag dieses Bild, dass jedes Kind einen Rucksack mit Proviant auf seinen Lebensweg mit bekommt.
In manchen Rucksäcken ist Nahrhaftes und Wärmendes, in anderen Toxisches, Unverträgliches.
Die Frage nach dem "warum" ist eine schwierige.
Das Leben ist wohl selten wirklich "gerecht". Ob es nun um die Verteilung materieller Güter oder um die emotionaler Ressourcen geht.
Oder auch um Gesundheit und vieles mehr.
Wer verteilt diese Güter, wie und warum?!
Ich weiß keine Antwort.
Letztendlich geht sich mein Weg für mich leichter, seit ich diese "Warum - Frage" weniger in den Vordergrund stelle und mehr so auf die Werkzeuge achte, die ich für meinen Weg brauchen werde und auch auf die Schönheiten des Weges, die es ja auch immer wieder gibt und die ein großes Geschenk sein können.
Jedenfalls vielen Dank für's Teilen deiner Geschichte! Alles Gute für dich und deinen Weg!
Liebe Grüße,
Miramis
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Erstmals Diagnose BS im Frühjahr 2010 , bis 2012 aufrecht erhalten und mehrfach von verschiedenen Fachärzten bestätigt. Sehr starker jahreszeitlicher Einfluss, Wohnort nördlich des Polarkreises.
In dieser Zeit keine Medikation.
2012 Rückzug nach Deutschland aus dem Ausland.
In Folge schlagartige Verbesserung der bipolaren Problematik. Keine Bestätigung der Verdachtsdiagnose BS in Deutschland. Statt dessen eher "stabile langjährige depressive Phasen" bis zum Herbst 2018:
Erstmaliges Wiederauftreten einer hypomanischen oder manischen Phase in Deutschland, Dauer drei Monate, nach Einstellung mit Quetiapin 300 mg Abgleiten in eine nachhaltige Depression, Dauer 1,5 Jahre.
Seit etwa April 2020 - nach schrittweisen und fachärztlich begleitetem Ausschleichen des Quetiapin - Beginn einer hypomanischen oder manischen Phase bis Herbst. Dann Einschleichen von Lithium.
Aktuelle Medikation: 25 mg Quetiapin Retard abends
450 mg Quilonium Retard abends