Hallo nebulos,
aufgrund deiner Eingangsfrage, in wie weit lebt jemand in der Manie in einer "eigenen" Welt und seiner Phantasie, verstehe ich soulvisions Beitrag so, dass diese "eigene Welt" bzw. Phantasie in dem Sinne in Frage gestellt wird, dass dieses nichts wirklich fremdes sein muss, sondern eher etwas von einem selbst, was bisher nicht gehört wurde und sich dann brachial und völlig verzerrt Raum verschafft.
Das innere Team, was Schulz von Thun erklärt, sind die inneren vielfältigen Stimmen, die bei einer Situation vorliegen. Vielleicht möchte man sich auch im ganz alltäglichen Leben, manchmal etwas gönnen, manchmal auch mal Klartext reden, mal lieber egoistisch an sich selbst denken, mal nicht jeden Euro umdrehen etc. pp., aber der Verstand bzw. die inneren Leitbilder und lautesten Stimmen im inneren Team sagen einem, dass man lieber sparen soll, dass man lieber an die anderen denken sollte, lieber auf die Lippen beißen, um keinen Unfrieden zu erzeugen, lieber ja sagen, anstatt nein, etc. pp und übergeht dabei ständig innere Stimmen, die durchaus auch gute Gründe hätten, mal anders zu aggieren. (Das nur als Beispiel, können auch ganz andere Wünsche, Gefühle und Stimmen sein)
Dies könnte dann zu einer stetig ansteigenden Spannung führen, die sich bei einer Disposition dann vielleicht (Theorie) in einer Manie äußern kann, wo sich diese unterdrückten Stimmen, dann extrem egoistisch und vollkommen überzogen ihre "Freiräume" sich holen, ohne Rücksicht auf Verluste.
Wenn man diese Perspektive annimmt, kann man vielleicht erkennen, dass da ggf. etwas Ausdruck gesucht hat, was zumindest zu einem gewissen Teil zu einem gehört hat, aber nie gehört wurde, bzw. vielleicht auch nicht gehört werden konnte, durch seine eigene Sozialisation, vielleicht auch durch traumatische Erfahrungen von früher.
Das würde auch bedeuten (aber ebenso keine Sicherheit geben), dass wenn man seine ungehörten Stimmen herausfindet und diese im Alltag integrieren kann, man sich diese nicht mehr für eine Manie aufheben muss. Wie gesagt, nur eine Theorie.
Viele Grüße Heike
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Ich bin ein Mensch mit vielen Farben und Facetten zeitweise unterbrochen durch unipolar depressiven Phasen, im MD-Forum schon seit 2002 vertreten.
"Recovery zielt nicht auf ein Endprodukt oder ein Resultat. Es bedeutet nicht, dass man ›geheilt‹ oder einfach stabil ist. Recovery beinhaltet eine Wandlung des Selbst, bei der einerseits die eigenen Grenzen akzeptiert werden und andererseits eine ganze Welt voller neuer Möglichkeiten entdeckt wird. Dies ist das Paradoxe an Recovery: Beim Akzeptieren dessen, was wir nicht tun oder sein können, beginnen wir zu entdecken, wer wir sein können und was wir tun können" (Patricia Deegan 1996).
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 16.10.19 23:45.