Hallo Lieschen
Ein Erfolgsrezept kann ich dir nicht geben.
Es unterscheiden sich nicht nur Manien in der Intensität, also von der Hypomanie (aufgedreht, energiegeladen, wie leicht verliebt) bis hin zur Manie mit psychotischen Symptomen (ich spreche wirr und schnell, hüpfe im Gedankengang, Kontrollverlust, durch die Manie gesteuertes Verhalten, unvernünftig, total anderes Weltbild, Idee wie die Welt funktioniert, Grössenwahn und anderer Wahn, z. B. Verfolgungswahn).
Es unterscheidet sich auch jede Manie von der anderen Manie, die ich jemals erlebt habe.
Eine war zum Beispiel eher eine, in der ich mit eineh ebenso verrückten Freund die Pubertät nachgeholt hatte, revolutionär unterwegs war, wild und so wie Streiche gespielt habe.
Eine Manie war mit viel rumspazieren, Bahn fahren und immer auf einer Reise im Kopf. Also ein Reisethema, dachte auch an Zeitreise.
Die erste Manie war eher die Ausgangs - und Shoppingmanie.
Ja, es gab auch Männergeschichten in den Zeiten, bei mir waren das komplett andere Männer, die ich manisch gut gefunden habe, als stabil. Und ich hätte mit den Männern, die ich in der Manie kennengelernt habe danach auch keine für mich passende Beziehung führen können, da für mich eine Beziehung auch was Stabiles haben muss, eine gewisse Ruhe.
Und in der Manie war ich anders und die Männer auch verrückt und instabil.
Eine einzige Ausnahme: Meinen Freund habe ich das erste Mal gesehen, als eine Manie am abklingen war, es war da schon ziemlich gut wegen den übertrieben phantasievollen Gedankenkonstruktionen im Kopf, die waren kaum mehr vorhanden.
Ich war da auch schon in Behandlung und die Medikamente wirkten gut.
Danach habe ich ihn aber vier Jahre nicht mehr gesehen und wie es das Leben und das Schicksal will, sind wir uns in einem Zeitpunkt begegnet, in welchem wir im Leben gut verankert waren und beide bereit für eine Beziehung nach langer Zeit als Single-Personen.
So hat die Beziehung bis heute 10 1/2 Jahre gehalten.
Aus meiner Erfahrung gibt es da so viele Unterschiede von Manien und Beziehungen/Liebe gestehen, dass das nicht zu beurteilen ist.
Am Besten finde ich, wenn du fragt wie man jemanden mit einer bipolaren Störung behandelt: Wie jeden Menschen sonst auch. Natürlich, ohne Hemmungen.
Wenn jemand depressiv ist, ihm anbieten, dass man da ist. Mal in lockeren Zeitabständen fragen wies geht. Vielleicht mag jemand eine Textnachricht lesen, telefonieren, Besuch haben, spazieren gehen, ein Foto empfangen, wissen was du machst, ein Video anschauen, Musik hören.
Bei mir sind manchmal gewisse Kanäle länger offen. Zum Beispiel telefonieren geht schnell gar nicht mehr, aber wenn mir jemand einen Link zu einem Lied schickt freue ich mich. Auch Fotos freuen mich, auch wenn ich dann vielleicht nicht antworte. Und wenn ich nicht antworte, bin ich froh, wenn jemand mal wieder nach mir fragt.
Jeder Mensch ist anders, jede Phase anders, aber auch jedes Umfeld und der Betroffene ist in sich wieder ein eigenes Universum. Wenn man aufeinander zugeht, klappts schon.
Ich denke, dass es etwas Geduld braucht eine Phase zu überstehen. Ich denke, dass es nicht vorrangig sein sollte im depressiven Moment, was mit eurer Liebe ist. Den Kontakt zu halten und sehen ob er euch beiden gut tut, dem würde ich Priorität einräumen.
Ein klärendes Gespräch kann später stattfinden oder auch nicht.
Liebe Grüsse
Milla
Mit Liebe und Ruhe betrachtet ist die Welt am Schönsten
