Hallo Forum,
das akzeptieren, dass ich nicht mehr so belastbar bin und aus dem Hamsterrad ausgestiegen wurde, krankheits-
bedingt, war mit am schwersten für mich anzunehmen.
Dieses grausame Gefühl der Wert- und Nutzlosigkeit und die viele Zeit, die nach Gott sei Dank überstandener
Depression zur Verfügung stand, will sinnvoll genutzt werden.
Viele meiner Angehörigen können es nicht verstehen, dass ich nicht arbeiten kann unter den normalen
Rahmenbedingungen.
Für meinen Erzeuger ist Arbeit die beste Medizin. Ich bin irgendwann müde geworden, davon jedem zu
erklären, dass ich eine Schwerbehinderung habe und es schlichtweg zumindest momentan nicht kann.
Sobald Menschen um mich herum sind, wird es anstrengend. Vielleicht sollte ich als Vogelwart arbeiten,
das wäre eine gute Lösung.
Seitdem ich mich nicht mehr erklären muss, geht es mir endlich besser. Ich muss gar nichts mehr. Lange
genug habe ich mich zur Arbeit gepimpt mit Benzos und Alkohol.
Es gibt eben Menschen, die fallen durch das Sieb der Leistungsgesellschaft. Schöner wäre es, wenn jeder
mit ins Boot geholt werden würde. Ich durfte nicht einmal in der Behindertenwerkstatt mich einbringen,
aber dennoch wurde mir attestiert, dass ich arbeiten könne. Ja, was denn nun?
Manchmal zweifele ich und denke, dass ich gar nicht so krank bin, aber wenn mich schon ein längeres
nettes Gespräch mit meiner lieben Nachbarin erschöpft, weil wir beide es nicht schaffen, es zu beenden,
dann ist es wieder da, dieses komische Gefühl der Überforderung.
Ich habe heute wieder einen guten Tag, dafür bin ich dankbar. Meine Zahnärztin hat mir gestern gesagt,
dass sie mich nur fröhlich kennt.
Ich habe ihr gesagt, wissen Sie, da kenne ich ganz andere Zeiten von mir. Jeder der bipolar ist, weiss
genau, was ich meine.
Stressvermeidung, abgrenzen, Medis nehmen, Forum lesen und austauschen, mich annehmen wie ich bin
hilft mir unter anderem die Phasen abzuschwächen und nicht nur mit meiner Krankheit beschäftigen. Einfach
das Leben genießen mit all seinen Facetten.
Lieben Gruß
Turicum