Hallo,
das kenne ich alles nur zu gut. Man liegt am Boden, krankheitsbedingt und ausgelaugt und jeder will etwas von Dir. Alle meinen es
ja nur gut und der schlimmste Feind war ich selbst mir gegenüber.
Ich fühlte mich auch als Versagerin und vor allem als die schlechteste Mutter der Welt und das ließ mich nicht zur Ruhe kommen.
Die Depressionen nahmen kein Ende und wurden sehr gefährlich für mich.
Ich habe mir mittlerweile eingestanden, dass ich zur Zeit nicht arbeiten kann. Das hat einige Jahre gedauert. Ich kenne das, daß
Menschen meinen, nu geh doch mal zur Arbeit und genau das ging nicht.
Jeder muss seinen Weg finden, mit der Erkrankung umzugehen. Schon allein die Nebenwirkungen können mich schaffen. Ich bin
oft sehr müde tagsüber und daher unkonzentriert und nachts dann wieder sehr fit.
Ich lebe heute nach der Devise: Lebst Du noch, oder erfüllst Du Erwartungen anderer? Ich wollte es immer jedem recht machen
und habe komplett meine Grenzen torpediert, oft auch mit Hilfsmitteln.
Ich hätte nie im Leben von mir gedacht, dass ich eine Behinderung habe und nicht mehr arbeiten würde, aber genauso ist es.
Was juckt mich das Geschwätz?
Als ich alleinerziehend mit allem was dazu gehört gearbeitet habe und dann umgeflogen bin, stieß ich auf Unverständnis und
böse Worte seitens meines Ex-Mannes, meiner Familie, Freunden und der Behörde und des Amtsarztes, der meinte
ich sei arbeitsfähig. Angstzustände waren an der Tagesordnung bei dem ganzen Chaos. Ich kam ja überhaupt nicht zur
Ruhe.
Heute halte ich es ruhiger. Ich habe mein Leben verändert und bin auch heute noch geschafft, wenn ein unangenehmer Brief
von der Behörde kommt. Ich kann verstehen, dass Du Deinen Beruf liebst, ich habe meinen Beruf auch sehr geschätzt, aber
bei mir ging es nicht mehr. Ich bin immer wieder krank geworden. Heute habe ich weniger Geld, aber auf jeden Fall mehr
Lebensqualität.
Turicum