Hallo downtoearthguy,
ganz lieben Dank für deine Schilderungen. Da fühle ich mich gleich nicht mehr so alleine und bekomme Tränen in die Augen, weil ich das alles so gut kenne, was du schilderst. Es gab Phasen in den letzten Wochen, da dachte ich auch "ich schaffe das alles wieder" und wurde kurzzeitig sehr euphorisch. Ich merkte aber schnell, dass ich mir wieder nur etwas "vormache" und das eben nicht der Realität entspricht. Ich fühle mich generell als Versagerin im Moment. Ich musste so viel kämpfen für das, was ich heute bin. Niemand hätte mir ein Studium zugetraut. Ich wollte immer Lehrerin (oder Ärztin) werden - ich habe das tatsächlich geschafft. Umso mehr tut es weh, zu sehen, wie sich die Schule in den letzten Jahren (leider nicht zum Positiven) verändert hat. Mein Mann ist seit fast 20 Jahren im Dienst, er sagt auch, Schule ist nicht mehr dasselbe... Und ich habe im letzten Jahr festgestellt, dass dieser Stress für mich absolut nicht gut ist - bzw. für mich mit der Erkrankung. Ich wäre mittlerweile irgendwie einer Pensionierung auch nicht mehr abgeneigt - vielleicht mit einem kleinen Job so nebenher, wo ich ein wenig Struktur und Abwechslung bekomme. Irgendwie weiß ich aber zur Zeit noch gar nichts - und der Termin beim Amtsarzt versetzt mich echt in einen inneren Stresszustand... Ich musste jetzt in meinem Umfeld schon erleben, dass nicht jeder Verständnis hat. Man sieht mir ja die Krankheit nicht an. Ich kann mich zurecht machen, schöne Kleider, ein wenig Schminke, rausgehen, lächeln - und niemand denkt, dass es mir innerlich so schlecht geht...
"Stell dich nicht so dran, jeder hat sein Päckchen zu tragen" - das war einer der Sätze von Bekannten oder auch meiner Mutter. Oder aber auch sowas wie "ihr Lehrer habt doch eh nicht viel Stress" oder aber auch "du kannst doch trotzdem Homeoffice machen, schließlich bist du doch zuhause!" Die Liste könnte ich noch weiterführen. Mein Freundeskreis hat sich schon sehr minimiert, eine Freundin hatte extrem wenig Verständnis, was ich doch für eine Mutter wäre, mein Kind beim Vater wohnen zu lassen... Das sind Dinge, die machen was mit mir, auch wenn jeder sagt "auf die kannst du verzichten!"
Wie du schreibst, werde ich versuchen, mich um die Krankheit zu kümmern, so dass ich mich nicht mehr schäme und schlecht fühle... Ein Prozess, wie ich merke...