Das behauptest du jetzt, dass positive hypomanie eher normal wäre. Genau das ist es aber nicht, wenn man Normal im Sinne der Statistik verwendet. Für gesunde Menschen ist etwas in Richtung Euthymie normal (Ein Zustand der Ausgeglichenheit u. Harmonie des Seelenlebens).
Ich hatte auch früher Euthymie erlebt, und das war halt einfach so dasein und angemessenes reagieren auf Positive und negative Ereignisse.
Wieso meinst du, dass es "normal, fröhlich, wohlgelaunt, aber auch mal übermütig als gesunde Gefühlslage nicht geben darf"?
Das habe ich zumindest nicht behauptet. Ich rede hier von bipolar diagnostizierten und der Einordnung ihrer affektiven Situationen, und da ist es schwierig zwischen gut gelaunt und hypomanie zu unterscheiden, insbesondere von innen betrachtet als betroffener in der akuten Situation.
Eventuell spielst du damit aber auf die von mir anfangs erwähnte Sichtweise einiger Betroffener an, dass Stabilität langweilig wäre. Dazu muss ich sagen, dass ich diese Sichtweise nicht teile. Sie zu lesen hat mich nur zum nachdenken angeregt, und das wollte ich oben zum Ausdruck bringen.
Ich vermute aber eher, dass diese Langeweile Nebenwirkung ihrer Antipsychotika oder Antikonvulsiva zur Stimmungsstabilitation war. So ging es mir zumindest mit nahezu allen davon, und stabilisiert haben sie trotzdem nichts. Antimanische dämpfung ist halt nicht was ich brauche.
Man sollte "normalität" halt anhand der Masse der gesunden definieren, aber da ist das Problem, dass diese das kaum ausdrücken können, weil sie die kranke Seite nicht kennen.
Für mich ist ein Leben ohne Freude nicht Lebenswert, und Hypomanie lasse ich momentan wieder zu, solange sie sich positiv anfühlt und keine Anzeichen für eine Eskalation zur Manie bestehen. Als Anzeichen betrachte ich z.B. wenn deutlich negative Beeinträchtigungen auftreten.
Da ich seit 15 Jahren keine Manie mehr hatte, die nicht durch Medikamente ausgelöst wurde, sehe ich auch recht wenig Risiko zur Eskalation, und selbst wenn, kann ich dann noch immer gegensteuern.
In den oben angesprochenen 5 guten Jahren (ca. 2002-2007) hatte ich keine Medikamente, und war möglicherweise zeitweise oder überwiegend leicht hypoman (Das ist der Punkt der hier unklar ist, aufgrund der unenigkeit über die Hypomanie Kriterien, und der unvollständigen und unzuverlässigen Datenlage aus meiner Erinnerung). Ich bin froh, dass ich diese Jahre hatte, denn mit Lithium und Carbamazepin war es damals gruselig zu leben, und ich war froh als ich ca. 1 1/2 jahre nach dem absetzen wieder zunehmend ein Lebensgefühl bekam als wäre ich nicht krank. Dieses Gefühl ist mir mittlerweile Fremd. Irgendwelche residualsymptome sind dauerhaft da, egal welche Phase ich habe.