Re: Hallo Alex,

Alex
11. 06. 2002 13:48
Hallo Lucy,

vielen deiner Gedanken kann ich absolut zustimmen. Manches sehe ich ein wenig anders:

> wundere mich eher darüber,
> dass ich auf den Gedanken kam, dass vielleicht die Sexualität
> auch dieses Zeichen der Polarisierung wie MD trägt.

Ich finde es gar nicht so verwunderlich, daß gerade die Sexualität die Zeichen der Polarität wie MD trägt. Die Sexualität ist ein sehr intensives und intimes Erleben mit dem Partner, nicht nur im SM Bereich. Gerade diese Intimität macht ja auch sehr verletzlich, denn man gibt sich dem Partner preis, nicht nur mit dem Körper.


> Sexualität zu er-leben, durchaus auch in der Onanie, ist eine
> der körpereigenen Möglichkeiten die depressiven Gefühle
> abzuwehren. Aber es ist und bleibt eine Abwehr, es drückt
> sich darin kein Begehren aus.

Diesen Satz verstehe ich nicht ganz. Meinst du damit die Sexualität im allgemeinen oder meinest du das im SM Bereich?
Ich sehe darin keine Abwehr, denn in einer depressiven Phase kann ich keinen Sex haben, auch wenn ich mir das wünsche, es würde nicht gehen. Und ich begehre meinen Partner sehr. Nicht nur körperlich, ich begehre ihn mit meinem ganzen Herzen.


> Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass solche
> anspruchsvollen charakterlichen Haltungen wirklich via Regeln
> und deren Befolgung herzustellen sind....

Sind sie auch nicht. Respekt und Vertrauen sind nicht durch Regeln und Arrangements herzustellen. Diese Regeln dienen der Sicherheit und dem Schutz der Gesundheit. Respekt und Vertrauen erwachsen aus der Liebe zueinander und aus dem Umgang miteinander, unabhängig von SM-Spielereien. Erst wenn diese grundlegenden Eigenschaften in einer Beziehung gewachsen sind, sollte man sich auf solche Spiele überhaupt erst einlassen.


> Aber wird dann die Sexualität
> nicht wirklich sehr funktionalisiert, vertechnisiert, also
> letztlich doch wieder abgespalten und nicht integriert.

Obigen Worten kannst du entnehmen, daß dem nicht so ist. Zumindest für mich nicht. Die Sexualität ist ebenso ein Teil der Beziehung wie lange Spaziergänge und Gespräche, wie alltägliche Dinge, gemeinsam Einkaufen gehen, irgendwelche Dinge regeln etc. Und jedem Teil kommt die gleiche Wichtigkeit zu.

> Warum den Schmerz kompensieren ? Warum nicht den
> Schmerz ausleben ? Wie könntest Du Dir z.B. das Ausleben von
> Schmerz vorstellen.

Ich habe den Schmerz jahrelang immer wieder ausgelebt, mich regelrecht darin gesuhlt. Es kostete mich jedesmal sehr viel Kraft, den Boden unter den Füßen wiederzuerlangen. Und dennoch habe ich immer wieder Situationen kreiert, die mich in diesen Schmerz geführt haben. Doch es zehrt an den Kräften, vor allem, weil dieser Schmerz absolut irrational ist. Nur in diesem Moment dringt dieses Wissen nicht mehr zu mir durch, mein Denken ist abgeschaltet, wie ein Kurzschluss im Gehirn. Es ist, wie wenn ich der Schmerz sebst bin. Damit habe ich aber auch meine Beziehung schon an den Rande des Abgrundes gebracht und ich bin sehr froh, daß mein Freund genügend Geduld und Ruhe hat und mir die Zeit gibt, mich wieder zu fangen, da ist und mich festhält, auch wenn er es nicht verstehen kann.

Ansonsten bin ich auch ein absolut fröhlicher Mensch, sehr unternehmungslustig und energiegeladen. Ich stehe beruflich und sozial voll im Leben. Ich habe mich auch schon gefragt, ob ich diesen Schmerz so sehr liebe. Doch dem ist nicht so. Es ist eher wie ein Fluch, dem ich nicht ausweichen kann. Gerade weil ich weiß, daß dieses intensive Empfinden des Schmerzes so irreal ist, macht es eben auch zu schaffen.
SM mit einem Partner, den ich liebe und er mich ist nur ein Weg, diesen Schmerz zu kompensieren. Der Austausch hier im Forum ein anderer, auch Schreiben (Tagebuch, Briefe usw.)ist ein Weg, ihn erträglicher zu machen, ihn zu benennen, zu erkennen.



> Das kann also nur heißen: im ZusammenSPIEL von Körper und
> Psyche.

Das kann ich voll und ganz unterschreiben!


> Ich habe es so erfahren, dass sich die seelischen Schmerzen
> in meiner psychischen Produktivität = Träume und
> Wahrnehmungen meiner Empfindungen, das Einordnen und
> beschreiben derselben auflösten.

Da kann ich dich nur beneiden. Ich beschäftige mich schon immer sehr viel damit, doch mit dem Wissen warum und wieso hat sich bei mir leider gar nichts aufgelöst. Lediglich die Häufigkeit und die Dauer haben nachgelassen. Nicht aber ihre Intensität.


> Wie sollen wir leben, wie sollen wir lieben ?
> Tja, ich glaube, darauf kann es heutzutage keine
> allgemeingültigen Antworten mehr geben.
> Aber diese Fragen brennen doch noch immer.... und ich möchte
> diese Flamme auch nicht verlöschen sehen !

Dazu ein Zitat:
"...feurig darfst du nur verkünden, was du wirkend selbst bekennst.
Herzen kannst du nur entzünden, wenn du selber brennst..." (von unbekannt)


Liebe Grüße,

Alex





> Gruß
> Lucy
Thema Autor Klicks Datum/Zeit

SM und MD

Alex 638 06. 06. 2002 23:29

Re: SM und MD

Kobold 180 07. 06. 2002 00:51

Re: SM und MD

Alex 151 07. 06. 2002 08:44

Re: SM und MD

Kobold 251 07. 06. 2002 09:48

Re: SM und MD

Alex 173 07. 06. 2002 11:18

Re: SM und MD

Christine 212 07. 06. 2002 14:26

Re: SM und MD

Philipp 192 07. 06. 2002 13:42

Re: SM und MD

Christine 169 07. 06. 2002 14:29

Re: SM und MD

Philipp 175 07. 06. 2002 16:17

Re: SM und MD

Christine 246 07. 06. 2002 17:08

Re: SM und MD

Philipp 220 07. 06. 2002 17:57

Re: SM und MD

Christine 191 09. 06. 2002 09:21

Re: SM und MD

Christine 166 07. 06. 2002 14:18

Re: SM und MD

Ivka 185 07. 06. 2002 11:48

Re: SM und MD

Alex 188 11. 06. 2002 02:39

Hallo Alex,

Lucy 149 07. 06. 2002 18:24

Re: Hallo Alex,

Alex 150 11. 06. 2002 03:57

Re: Hallo Alex,

Alex 271 11. 06. 2002 13:48

Oh, habe Deine Antwort eben erst entdeckt

Lucy 263 11. 06. 2002 21:19

Re: SM und MD

Charly 198 07. 06. 2002 20:42

Re: SM und MD

Christine 202 09. 06. 2002 11:18

Re: SM und MD

Alex 240 11. 06. 2002 03:48

Re: SM und MD

Christine 263 11. 06. 2002 17:22

Re: SM und MD

ulli 196 11. 06. 2002 07:51

Re: SM und MD

Christine 206 11. 06. 2002 17:24



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