Hallo Birgit,
es handelt sich um meine Hausärztin, und die habe ich mir sorgfältig ausgesucht.
Sie ist gleichzeitig Betriebsärztin und hat auch viele ältere Patienten mit allen möglichen psychischen Störungen. Außerdem hat sie viel Kontakt mit den örtlichen Psychatern, Nervenärzten, und der hiesigen psychiatrischen Abteilung der Klinik.
Zugegeben, sie ist keine Fachfrau für psychiatrische Geschichten, und ich bin ihr einziger bipolarer Patient.
Aber sie kennt meine Krankengeschichte in- und auswendig, auch Jahre vor meiner Bipolar-Diagnose.
In bezug auf bipolar begegnen wir uns sozusagen auf Augenhöhe, da ich ziemlich gut über meine Erkrankung informiert bin.
Und natürlich ist mir eine Ärztin, die lieber zur Sicherheit im dicken Wälzer nachschaut lieber, als eine, die kategorisch nein zu allem sagt, was sie nicht kennt, oder unkritisch verschreibt.
Die Ärztin genießt mein volles Vertrauen, und jemand, der in der Lage ist, Wissenslücken zuzugeben, ist mir weitaus lieber als jemand, der die Weisheit mit Löffeln gefressen zu haben scheint und sich nie eine Blöße gibt.
Die Versorgungslage mit Psychiatern ist hierzulande extrem mies und selbst ein Notfalltermin wäre jetzt zur Weihnachtszeit nicht möglich gewesen. Nicht ohne eine akute starke Phase mit sofortigem klinischen Bedarf.
Insofern ist meine Ärztin immer schon ein Glücksfall gewesen.
Ich habe mal irgendwo gelesen, daß nur 10% der bipolar Betroffenen überhaupt den Weg zum Psychiater finden und 30% ausschließlich vom Hausarzt behandelt werden. Traurig aber wahr. Ich mache dafür ganz klar auch die schlechte Versorgungslage mit Fachärzten verantwortlich.
Würde ich in einer Großstadt wohnen, würde ich sicher auch keine Probleme mit adäquater Facharztversorgung haben. Aber das Glück habe ich eben nicht. Hier sieht die Realität leider anders aus.
In der Not frißt der Teufel Fliegen.
LG,
M.
2-mal bearbeitet. Zuletzt am 22.12.10 11:47.