Re: Leere

Michael
15. 04. 2002 20:30
Hallo ihr lieben Leute, hallo Birgit S.

wenn Ihr hier im Forum schon einiges von mir gelesen habt, so ist euch mein Name sicherlich schon einmal über den Weg gelaufen.

Das was Birgit S. erlebt hat deckt sich mit meiner Gefühlswelt. Ich hasse mich wenn ich normal bin (dann fühle ich mich depressiv) und liebe die Manie, meine Manie und reite den schwarzen Hengst auch wenn er mal durchbrennt und ich mal wieder von ihm stürze.

Am 07.03.01 bin ich zum ersten mal in eine Psychiatrie gelandet. Dort hat man nach den ersten Stunden erkannt, das ich kein Problem mit Arbeit habe, sondern Beziehungsprobleme.

Was ich nicht wahr haben wollte, da meine Frau sich für mich aufopferte und ich dieses nicht zulassen wollte, das irgend ein dahergelaufener Psychologe in mein ?Leben? pfuscht.

Dieser Psychologe, Herr H, gehört zu den Ärzten, die eine provokante Methode bevorzugen um innerhalb der ?Standardzeit 4-6 Wochen? die Menschen wieder in die Gesellschaft zu überlassen, sie Funktionstüchtig zu machen.

Gleichzeitig fand ein Kampf statt, meine Frau gegen Herr H.

Meine Frau als Angehörige, fühlte sich unverstanden und zu recht angegriffen, einfach alleine gelassen.

Es gab zwar einmal im Monat eine Angehörigen Gruppe, dort wurde aber ganz klar gesagt, das der Patient geschützt wird und im Zweifel der Patient vor seine Angehörigen gestellt wird, was ja auch nicht verkehrt ist, in manchen Situationen.

Nun stand ich da, meine Frau auf der einen Seite, die hoch Schwanger war und um ihre Existenz und der Existenz unserer Tochter fürchtete und Herr H, der klar ausmachte das ich ein Beziehungsproblem hatte.

Ca. zwei Wochen war mit mir nichts los, ich war noch damit beschäftigt meine Scharm vor der Psychiatrie zu verlieren und wusste einfach nicht wie mir geschieht.

Meine Frau hatte die totale Wut im leibe, weil sie Angst hatte, nicht richtig verstanden zu werden und Herr H mich beeinflussen wird.

Bei mir und bei meiner Frau waren sehr starke Verlustängste vorhanden, die sich auch in Aggressionen bemerkbar machten.

Der Konflikt zwischen Herr H und meiner Frau spitze sich zu und ich habe versucht mich da raus zu halten, weil ich einfach nicht in der Lage war eine Position anzunehmen.

Herr H hat ins schwarze getroffen und als ich mich so langsam aus meiner Depression befreit hatte, habe ich den Kampf gegen Herr H aufgenommen.

Er wollte mir ja was wegnehmen was ich so dringend benötigte, meine starke Frau.

Ich habe keinen direkten Kampf gefochten, nein, ich habe mich so verhalten wie immer. Habe unter den Depris den Clown gespielt, mein Schauspiel angefangen, Bilder von meiner gewünschten Person in die Köpfe meiner Mitpatienten zu projektieren um den ?Leithammel? zu spielen.

Diese Rolle dann für meine Interessen genutzt das ganze Pflegepersonal gegeneinander auszuspielen und meine Mitpatienten gegen die Missstände aufzuwiegeln.

Achtung !, glaubt mir nicht dieses Verhalten sei mir bewusst gewesen und ich hätte dies gesteuert, nein, das ist mein Verhaltensmuster in der Manie.

Nach ca. einem Monat bin ich aufgeflogen und mein Therapeut, Herr H, hat dieses Spiel durchschaut.

In einer Maltherapie kam seine ?Abrechnung? mit mir.

Anhand eines Bildes von mir, hat er mich vor der Gruppe bloß gestellt.

?Ich sei ein Brunnenvergifter?

und in der Einzeltherapie ging es weiter.

?Ich bin ein Menschenverächter?
?Er möchte niemals mein Chef sein?
? Ich benutze Menschen?

Dies hat mich sehr getroffen und diese Wunden sind bis heute noch nicht ganz verheilt.

All das hat dazu geführt, das ich viel über mich und meine Beziehungen zu Menschen nachgedacht habe.

In diesem Moment fühlte ich mich als Hitler und alle Diktatoren die Menschen verachten und der Welt Ihren unsozialen Stempel aufgezwungen haben, solche Menschen konnten nicht lieben, diese Menschen sind es nicht wert geliebt zu werden.

Natürlich habe ich stundenlang mit meiner Frau über das, was ich in der Klinik erlebt hatte, geredet, in Ihr hatte ich ja den besten Verbündeten gegen Herr H vorzugehen.

Dies alles lenkte mich doch von dem eigentlichen Thema ab, meiner Beziehung zu meiner Frau und meiner Beziehungsprobleme. Ich hatte immer Zuspruch von allen Mitpatienten und teilweise auch von den Pflegern, die mit der Methode von Herrn H nicht immer einverstanden waren, weil sie mit mir dann die Arbeit hatten.

Heute muss ich eingestehen, Herr H (meine Autorität) hatte Recht, mein Problem war nicht die Arbeit, meine Probleme resultieren aus Beziehungen.

Darüber habe ich schon viel berichtet. Siehe meine Beiträge:

Diagnose Beziehungsunfähig, usw. usw.

In der offenen Station (3 Monate) war ich meist manisch und am Ende sagte mir Herr H, das es nichts wird mit mir, ich habe Probleme mit Autoritäten und insbesondere mit Ihm. Dies habe ich natürlich wieder als Ablehnung verstanden und drehte nochmals auf.

In dieser Zeit war ich nicht therapierbar, weil manisch, und Herr H rückte langsam ab von dem Vorschlag mich in die Tagesklinik zu überweisen, was die Situation und meinen Zustand verschlimmerte.

Ich wurde eine Zeitlang in der offenen Station als ambulant geführt um somit den starken Bann zur Gruppe zu lösen, den mittlerweile waren auch andere Patienten nicht mehr so therapierbar. Na ja, das alles begreife ich jetzt erst.

Ich musste ca. 4 Wochen auf die Aufnahme in die Tagesklinik warten.
Hier war ein völlig anderes Konzept. Mehr Aktivität, mehr Gruppenarbeit, mehr Einzelgespräche usw.

Ich wollte nicht mehr das selbe Spiel betreiben wie bei Herrn H und wollte ruhiger sein.

Was soll ich euch sagen, ich bin natürlich wieder so gewesen wie sonst auch und habe sehr schnell mit noch einem Maniker die ?Führsprecherrolle? in der Gruppe aufgenommen.

Aber im Gegensatz zur offenen Station herrschte hier ein sanfterer Ton und eine wesentlich intensivere Betreuung.

Nach ca. 2 Monaten fing ich an, über meine Beziehungsprobleme in der Gruppe zu reden und alte ?Wunden? wurden gepflegt.

Erst jetzt wurde mir klar, das ich wirklich ein Problem mit Beziehungen habe.

Das viel aus meiner Erziehung und aus meiner Krankheit stammt und ich es zu bestimmten Zeitpunkten einfach nicht besser kann.

Mittlerweile hatte ich eine Beziehung mit einer Mitpatientin angefangen, weil ich die Liebe zu meiner Frau angezweifelt habe. Bei dieser Frau fand ich den Zuspruch, den ich immer noch wie die Luft zum atmen benötige und meine Frau sich aus Eigenschutz immer mehr von mir Distanziert hat.

Fazit: Ich habe es immer noch nicht gelernt, nur die Personen ausgetauscht.

Mir ist zwar theoretisch klar, welcher ?Mechanismus? greift? aber mein Verhalten zu ändern ist so hundsgemein schwer.

Was ich mit alle dem hier zum Ausdruck bringen möchte ist die Tatsache, das auch eine Diagnose sehr treffend sein kann und es langfristig nichts bringt, vor seinem Thema zu flüchten, aber jeder hat das Recht den richtigen Zeitpunkt selber zu wählen, wann er bereit ist, sich mit seiner Frage auseinander zu setzen und vor allem, mit wem er es tun will.

Insgesamt sind meine Erfahrungen in der Psychiatrie sehr positiv und ich bin bereit wieder in die Tagesklinik zu gehen, weil auch hier im Forum weitere Punkte offengelegt wurden, die ich noch unter Aufsicht bearbeiten möchte.

Diesen Schritt halte ich für Notwendig.

Was sind euere Erfahrungen ?
Thema Autor Klicks Datum/Zeit

Leere

Birgit S. 724 15. 04. 2002 09:55

Re: Leere

Mona 191 15. 04. 2002 10:06

Re: Leere

Birgit S. 166 15. 04. 2002 10:58

Re: Leere

Mona 178 15. 04. 2002 11:22

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Birgit S. 216 15. 04. 2002 11:31

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Michael 201 15. 04. 2002 20:30

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Mona 184 15. 04. 2002 21:48

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Kerstin 189 15. 04. 2002 22:12

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Birgit S. 177 15. 04. 2002 23:02

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Matthias 183 16. 04. 2002 15:23

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Birgit 38 175 17. 04. 2002 07:20

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Birgit S. 177 17. 04. 2002 09:07

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Mona 378 17. 04. 2002 10:50



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