Liebe delphin,
nicht das grundsätzliche Absetzen von Lithium macht mir Sorgen,
sondern, dass Du es gegen den Willen Deiner Psychiaterin auf eigene Faust tust.
Deine Sorge (Lithium abgesetzt, was nun?) vor dem, was daraufhin passieren könnte, ist berechtigt.
Als Sicherheit auf die Beobachtungsgabe Deines Mannes und Bruders zu vertrauen, halte ich für sehr fragwürdig.
Ganz abgesehen davon, welche große Verantwortung Du damit den Beiden überträgst.
Deine Angehörigen können Dein Ansinnen, mit aufzupassen doch gar nicht ablehnen.
Täten sie es doch, müßten sie sich vermutlich mit Schuldgefühlen herumplagen, dass sie Dich im Stich gelassen hätten.
Hast Du darüber schon einmal nachgedacht?
Die Verantwortung, auf Dich aufzupassen kannst nur Du für Dich selbst tragen, mit Hilfe einer fachärztlichen Begleitung.
Wenn meine erwachsene Tochter mir heute berichtet, welche immer noch wirkenden Ängste sie um mich ausgestanden hat, als ich akut erkrankte, komme ich ganz sicher nicht mehr auf die Idee, sie noch jemals dermaßen zu belasten.
Wenn Du mit Deiner jetzigen Psychiaterin nicht mehr zufrieden bist, gibt es nur eins: einen Wechsel.
Ich weiß, wie aufwendig und schwer es ist, einen passenden Arzt zu finden.
Das kostet in der Tat viel Kraft.
Doch bei einem solchen Vorhaben - Lithium absetzen - besteht auch die Möglichkeit, in die Bipo-Ambulanz einer Klinik zu gehen.
Dort brauchst Du nicht unbedingt Deinen gesamten Lebenslauf zu schildern, bevor Du Hilfe bekommst.
Das jedenfalls ist meine Erfahrung.
Das braucht aus meiner Sicht nicht viel Kraft.
Es würde Dir mit Sicherheit besser gehen, zu wissen, dass Dich ein Psychiater im Auge behält.
Und Dein Mann und Dein Bruder würden ganz bestimmt auch aufatmen, Dich in guten Händen zu wissen.
Viele Grüße
Deborah
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Wer etwas will, sucht Wege.
Wer etwas nicht will, sucht Gründe.
Lerne erst laufen,
bevor du versuchst zu rennen.
("zeitzuleben", Ralf Senftleben)
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