Du hast geschrieben:
>Hatte stark daran geglaubt, dass ich durch aktives Gegensteuern (sich bremsen, wenn es einem gut geht, sich selbst motivieren, wenn es einem schlecht geht)
die Krankheit weitestgehend in den Griff zu bekommen. Der Optimismus ist jetzt allerdings wieder etwas gedämpfter. . Mir geht es wieder schlechter (Depression). Bin aber trotzdem in vollem Umfang weiter in der Ausbildung tätig. Das "Gegensteuern" in der Depression fällt mir sehr schwer. Sich nicht hängen lassen, andere nicht unnötig belasten, die Aktivitäten starten, die auch garantiert zu Erfolgen führen (z.B. 20 min laufen, ein Buch lesen usw.).
Ob das Abklingen der Intensität meiner manischen Phasen ausschließlich mit der einsetzenden Wirkung von Carbamazipin (Tegretal rtard 200 je abends und morgens 1 Tablette) erklärbar ist oder ob die anderen Maßnahmen greifen (regelmäßig schlafen, mit den Aktivitäten in der manischen Phase nicht übertreiben, eigene Ziele und Erwartungshaltungen korregieren)- da kann ich leider nicht beurteilen.<
Hallo Wolfgang,
ich hab die ganze Zeit jeden Beitrag mitverfolgt und mich entschieden weiter am Forum teilzunehmen. Ich halte mich an
die klugen Worte von Sandra, die in punkto Auseinandersetzung wirklich recht hat.
Ich spreche jetzt hier nur von meinem Erleben während Manie und Depression.
Das gedankliche Gegensteuern in den Phasen war für mich
unmöglich. Ich habe in der Depression verschiedene Bücher zum Thema gelesen, welche Methoden zur Bewältigung offerierten, an denen ich mich festhalten wollte.
Zumindest durch die Beschäftigung mit der Materie waren diese Bücher ein Strohhalm in meiner aussichtslosen Gefühlslage.
Mein Bruder sagte mir damals:"Wenn du dich in den Dingen des Lebens so intensiv mit "wichtigen" Problemen auseinandersetzen würdest, wie du dich mit dir selbst beschäftigst, könnte man von dir sicher öfter etwas in einer Zeitung lesen."
Das war hart für mich, sagte er doch damit, dass ich mich einfach zu wichtig nehme.
Es war richtig mich wichtig zu nehmen, denn kaum jemand hätte diese Arbeit für mich leisten können.
In diesen Zeiten habe ich viel über mich selbst erfahren.
So wie Michael hier im Forum in der Zeit seiner gedämpften Manie intensiven Austausch sucht, habe ich mich damals mit einem Monolog begnügen müssen.
Es war eine verdammte Sackgasse des Wollen und nicht Könnens. Theoretisch war mir alles klar, aber nicht einmal nur ein Spaziergang als Entspannung war für mich drin.
In der Manie war ich zu gut drauf, um über irgend eine
Konsequenz nachdenken zu können. Ich habe nicht einmal mehr an meine Vorkehrungsmaßnahmen denken wollen. Ein Handlungskonzept, dass vorher klar und deutlich für mich formuliert war, stürzte mit meinem Glücksgefühl in den Keller und dort hinunter hätte ich nie geschaut.
Für mich ist das Wort Handlungskonzept gescheitert. Jedenfalls für meine Person. Ich habe meine nächsten Angehörigen damit beauftragt, mich im Ernstfall vor mir selbst zu schützen. Ich bin dazu nicht in der Lage, wenn es soweit kommen sollte.
Meine innere Überzeugung ist, dass ich eine Manie mit ihrem Inhalt und ihren Folgen nicht wieder erleben möchte,
aber----
das sage ich jetzt, im Besitz meiner Geistesgegenwart.
Was soll man also tun, wenn man die Theorie beherrscht, die Situation der Depression und Manie aber alles unmöglich macht. Was nützt ein zehn Punkte Plan, wenn man es am Morgen nicht einmal aus dem Bett schafft oder in der Manie das Bett nicht erträgt.
Ehrlich gesagt, mag ich gar nicht daran denken, wenn es mir wieder so ergehen sollte.
Bis dann
Matthias