Hallo Vina,
Du hast gefragt, welchen unterschiedlichen Erfahrungen bezüglich des Wechsels zwischen manischen und depressiven Phasen vorliegen.
Ich bin seit Dezember 2000 als md diagnostiziert. Die Manie im Dezember 2000 war eine schwere Psychose und ich habe 6 Wochen in der Klinik zugebracht. Seitdem habe ich mehrere depressive und manisch Phasen gehabt. Zum Glück sind die manischen Phasen jedesmal wieder etwas schwächer ausgefallen. Die letzte manische Phase hatte eine Dauer von mehr als 4 Monaten und sie ist sehr flach verlaufen (Hypermanie). Mir war auch in keiner Weise anzusehen, dass ich etwas zu hoch aufgedreht war. Aus heutiger Sicht waren einige Pläne etwas zu euphorisch, einige Gespräche unnötig.
Hatte stark daran geglaubt, dass ich durch aktives Gegensteuern (sich bremsen, wenn es einem gut geht, sich selbst motivieren, wenn es einem schlecht geht)
die Krankheit weitestgehend in den Griff zu bekommen. Der Optimismus ist jetzt allerdings wieder etwas gedämpfter. . Mir geht es wieder schlechter (Depression). Bin aber trotzdem in vollem Umfang weiter in der Ausbildung tätig. Das "Gegensteuern" in der Depression fällt mir sehr schwer. Sich nicht hängen lassen, andere nicht unnötig belasten, die Aktivitäten starten, die auch garantiert zu Erfolgen führen (z.B. 20 min laufen, ein Buch lesen usw.).
Ob das Abklingen der Intensität meiner manischen Phasen ausschließlich mit der einsetzenden Wirkung von Carbamazipin (Tegretal rtard 200 je abends und morgens 1 Tablette) erklärbar ist oder ob die anderen Maßnahmen greifen (regelmäßig schlafen, mit den Aktivitäten in der manischen Phase nicht übertreiben, eigene Ziele und Erwartungshaltungen korregieren)- da kann ich leider nicht beurteilen.
Der wichtigste Schritt ist die Krankeneinsicht. Aber auch der Glaube daran, dass ich selbst etwas zur Verbesserung meiner Situaltion beitragen kann, hat mir sehr geholfen.
Vermutlich sind meiner Erfahrungen nur sehr begrenzt auf Deinen Bruder übertragbar.
Ich habe mich damals an das Buch von Wolfgang Baitz wie an einen Strohhalm geklammert. Inzwischen habe ich es gelesen und akzeptiere es als die Krankengeschichte eines sehr willensstarken Menschen. Leider kein allgemeingültiges Rezept. Nicht jeder wird nur mit starkem Willen manische Phasen in den Griff bekommen.
Man sollte den Mut haben, alle Methoden zur Eindämmung der Krankheit zu versuchen und sie so kombinieren, dass ein optimalel Leben mit der Krankheit ermöglicht wird.
Viele liebe Grüsse
Wolfgang G.