Hi Vina!
Ich verfolge seit ein paar Tagen ein bisschen die Beiträge in diesem Forum, hab aber noch nie was geschrieben. Hatte das Gefühl ich sollte mich da vielleicht nicht unbedingt einmischen, weil ich ja eigentlich nicht mitreden kann, bin nicht MD und auch wenn mich die Beiträge manchmal sehr beeindruckt und auch betroffen haben, wollte ich nichts dazu sagen, weil ich das Gefühl hatte, ich habe nicht das Recht dazu, hier große Reden zu schwingen, denn ich glaube keiner kann hier mitreden der nicht selbst schon eine Depression bzw Manie durchgemacht hat.
Um aber endlich auf den Punkt zu kommen - ich bin in einer ähnlichen - und doch wieder ganz anderen Situation wie du. Meine Mutter hatte ihre erste Krankheitsepisode als sie vor 20 Jahren mit mir schwanger war. Darauf folgten ziemlich häufige manische und depressive Episoden, aber ich war ein Kind, und kann mich ehrlich gesagt absolut nicht daran erinnern. Seit einigen Jahren nimmt sie Lithium, was zwar die Episoden nicht ganz verhindern kann, sie sind aber immerhin viel seltener, so ca. alle 3 Jahre. Ich kann mich also eigentlich nur an 2 Krankheitsphasen bewusst erinnern, aber es ist alles wahnsinnig schnell gegangen, fing mit einer manischen Episode an - worunter mein Vater, meine Geschwister und ich - ziemlich gelitten haben, denn meine Mutter ist in einer Manie eher der gereizte Typ und kann sehr böse und gemein werden. Ohne dass ich sie hier irgendwie verurteilen will oder beschuldigen. Nein, auf keinen Fall, ich weiß dass es einfach diese Krankheit ist, ich mache ihr überhaupt keine Vorwürfe, ich sage nur, dass ihre Art in diesen Zeiten ziemlich weh getan hat. Und dann die Behandlung im Krankenhaus - es hat fast noch mehr wehgetan, meine Mutter so mit Medikamenten und Infusionen vollgepumpt, "ruhiggestellt" zu sehen. Und so weiter, du kennst das wahrscheinlich eh alles. Diese Episode ist jetz über ein Jahr her, es geht meiner Mutter und meiner Familie also ganz gut.
Zwei meiner Tanten (also Schwestern meiner Mutter) haben dieselben Leiden, eine habe ich vor ein paar Wochen im Krankenhaus besucht, zum Glück auf dem Weg der Besserung und inzwischen wieder zu Hause (sie wohnen 700 km von mir entfernt, sehe sie deshalb nicht so oft).
Auf jeden Fall - der Unterschied zwischen dir und mir liegt wahrscheinlich darin, dass ich nicht so eine innige Beziehung zu meiner Mutter habe wie du zu deinem Bruder. Wir reden nicht gerade viel miteinaner, und schon gar nicht über die Krankheit, aber es beschäftigt mich doch sehr, vor allem natürlich wenns so weit ist. Ich weiß nicht wie ich helfen soll, wie ich mich meiner Mutter gegenüber verhalten soll, andererseits kommen wieder Gedanken darüber auf, dass ich vielleicht selbst einmal erkranken könnte, das erhöhte Risiko ist ja bekannt. Natürlich versuche ich, mich damit nicht verrückt zu machen, bringt ja nix.
Auf jeden Fall aber kann ich gut mit dir fühlen, wenn du sagst, du möchtest verstehen lernen. Die Krankheit schockiert mich und macht mir Angst, ich glaube es ist eine der schlimmsten und gefährlichsten die einen Menschen treffen kann. Und ich finde dieses Forum echt toll, das den Teilnehmern hilft, mit ihrer Krankheit umzugehen und wie sich alle gegenseitig beistehen.
Das möchte ich vor allem allen anderen, die das hier außer Vina noch lesen sagen, ich finde euch echt toll, macht weiter so!
Grüße
Judith